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Private E-Mailkonten von Kolumbiens Staatschef gehackt

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Jetzt hat es auch den Präsidenten selbst erwischt. Santos privater Email-Account wurde gehackt. Im Verdacht steht eine Einheit des Militärgeheimdienstes
Jetzt hat es auch den Präsidenten selbst erwischt. Santos privater Email-Account wurde gehackt. Im Verdacht steht eine Einheit des Militärgeheimdienstes

Bogotá. Kolumbiens Staatschef Juan Manuel Santos hat bestätigt, dass bisher nicht identifizierte Hacker seit 2012 seine persönlichen E-Mailkonten ausspioniert haben. Der erste Zugriff geschah im Dezember 2012 – genau einen Monat nach Beginn der Friedensverhandlungen zwischen FARC-Guerilla und kolumbianischer Regierung.

Nicht nur seine persönliche Emails sind seinen Aussagen nach ausspioniert worden, sondern auch die von weiteren Familienangehörigen, deren Namen er aber nicht nennen wollte. Des Weiteren gab er bekannt, dass er bereits seit längerem über die Vorfälle informiert war, aber erst jetzt die Notwendigkeit gesehen habe, damit an die Öffentlichkeit zu gehen, nachdem die Information von zahlreichen Zeitungen verbreitet worden war.

Damit nahm er insbesondere Bezug auf eine Kolumne des investigativen Journalisten Daniel Coronell in der kolumbianischen Wochenzeitschrift Semana, der argumentierte: "Von Seiten einer Einheit des Militär-Geheimdienstes – dessen Notwendigkeit Santos selbst immer eisern verteidigt hat – wurde unseres Wissens nach der private Email-Verkehr des Präsidenten und Obersten Befehlshaber der kolumbianischen Streitkräfte ausspioniert". Daraus lasse sich die Schlussfolgerung ziehen, so Coronell weiter, "dass ein Sektor im Militär direkt gegen den Präsidenten arbeitet und an jemanden berichtet, der nicht offizieller Befehlshaber ist."

Santos kündigte gemeinsam mit dem Verteidigungsminister Juan Carlos Pinzón eine Untersuchung an, um die Verantwortlichen ausfindig zu machen. Er äußerte die Befürchtung, dass in den kommenden Wochen bis zur Wahl noch weitere Informationen veröffentlicht würden, um "seinen guten Namen" zu beschädigen. Am 25. Mai finden in Kolumbien Präsidentschaftswahlen statt und Santos bewirbt sich für eine zweite Amtszeit.

Der Verteidigungsminister ließ zudem verlauten, dass er persönlich Spanien, Großbritannien, Südkorea und Israel gebeten habe, ihre besten Experten in Cybersicherheit nach Kolumbien zu schicken, "um eine vollständige Aufklärung des Vorgefallenen sicherzustellen".

Die Aufdeckung über das Ausspähen der privaten Email-Konten des kolumbianischen Präsidenten überschneidet sich mit einem weiteren Spionageskandal. Erst vor wenigen Wochen war bekannt geworden, dass eine Einheit des Militärgeheimdienstes das Verhandlungsteam der Regierung bei den Friedensverhandlungen mit der FARC-Guerilla in Havanna sowie zahlreiche Journalisten ebenfalls seit Dezember 2012 ausspioniert hatte.