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Venezuela unterstützt Petrocaribe trotz fallendem Ölpreis

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19 Länder beteiligen sich am Energiebündnis Petrocaribe
19 Länder beteiligen sich am Energiebündnis Petrocaribe

Caracas. Venezuela wird seine Unterstützung für das regionale Energiebündnis Petrocaribe trotz des fallenden Erölpreises aufrechterhalten. Dies sicherte der Außenminister des südamerikanischen Landes, Rafael Ramírez, bei der 14. Sitzung des Ministerrats der Mitgliedsstaaten in Caracas zu.

Ramírez zog in seiner Ansprache eine Erfolgsbilanz von neun Jahren Integration und Zusammenarbeit. Das Regionalbündnis umfasse heute 19 Mitgliedsländer mit einem Territorium von fünf Millionen Quadratkilometern und 102 Millionen Einwohnern. "Die Strukturen funktionieren perfekt", so Ramírez. 2005 wiesen die Petrocaribe-Länder zusammen ein Bruttoinlandsprodukt von 269 Milliarden US-Dollar auf. 2012 betrug es 335 Milliarden Dollar, was einem Wachstum von rund 24 Prozent entspreche.

In dem 2005 auf Initiative des damaligen Präsidenten Hugo Chávez geschaffenen Energiebündnis Petrocaribe werden Erdöllieferungen aus Venezuela zu Vorzugspreisen an Länder Mittelamerikas und der Karibik vereinbart. Auch die Bezahlung mit Waren oder Dienstleistungen ist möglich.

Aus zahlreichen Untersuchungen gehe hervor, dass Petrocaribe als "Stoßdämpfer während der weltweiten kapitalistischen Krise" von 2008 bis 2010 funktioniert habe, ohne den die kleinsten und ärmsten Länder der Karibik und Mittelamerikas der Wirtschaftskrise erlegen wären. 40 Prozent des Bedarfs der Region seien durch die Öl-Lieferungen aus Venezuela abgedeckt worden, so der Außenminister.

Das Energiebündnis sei von Beginn an von der venezolanischen Opposition kritisiert worden. Sie bezeichnet den Umgang mit dem Erdöl als "unangemessen". Dem hielt Ramírez entgegen: "Während all der Jahre, in denen die transnationalen Konzerne in Venezuela das Sagen hatten, wurden mehr als 50 Milliarden Barrel Erdöl zur Unterstützung der Wirtschaft sowie der industriellen und militärischen Entwicklung der USA verwandt." Seit Gründung von Petrocaribe seien 14 gemischte Unternehmen geschaffen und 3,9 Milliarden US-Dollar in mehr als 342 Sozialprogramme investiert worden.

Er räumte ein, dass allen Ländern der Verfall des Erdölpreises Sorgen bereite, jedoch sei es nicht das erste Mal, dass ein solches Szenarium durchlebt werde. "2008 drosselte die OPEC die Erdölförderung um vier Millionen Barrel und wir erreichten dadurch, dass der Preis von 35 Dollar auf 100 Dollar pro Barrel stieg. Wir sind handlungsfähig, da die niedrigen Preise für niemanden von Nutzen sind, keiner hat Interesse an einem Preiskollaps". Petrocaribe verwende eine Preisskala, die von 15 Dollar bis 100 Dollar pro Barrel reiche, das sei bereits bei der Gründung der Allianz vorgesehen worden.

Petrocaribe sei eine neuartige Institution, die durch den Übergang von einem reinen Energieaustausch zu einer Wirtschaftszone Räume für einen Qualitätssprung öffne, "was für uns eine Herausforderung darstellt, denn in ihr tragen die Mitgliedsländer gemäß ihren Fähigkeiten zur Vervollständigung der Wirtschaften bei und sichern die soziale Entwicklung ihrer Völker ab." Der Handelsaustausch im Bündnis beruhe "auf Solidarität, Komplementarität und gegenseitige Achtung der Mitglieder". Eine Initiative wie Petrocaribe sei einzigartig in der Welt und Teil der "neuen geostrategischen Architektur, die durch die bolivarische Revolution und die südamerikanischen Länder" geschaffen werde. "Wir haben die koloniale Vormundschaft, die es zwischen unseren Ländern gab, hinter uns gelassen", so Ramírez abschließend.