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Drogenhandel in Paraguay unter Polizeischutz

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Paraguays Präsident Horacio Cartes (links) und der Chef der Nationalpolizei, General Francisco Alvarenga
Paraguays Präsident Horacio Cartes (links) und der Chef der Nationalpolizei, General Francisco Alvarenga

Asunción. Die massive Verstrickung der paraguayischen Polizei mit dem grenzübergreifenden Drogenhandel nach Brasilien ist publik gemacht worden. Nachdem mehrere Leiter von Polizeidienststellen im Nordosten Paraguays ausgewechselt wurden, hat der Senator der Liberalradikalen Partei, Luis Alberto Wagner, in Zusammenarbeit mit der Tageszeitung ABC Color unlängst eine Dokumentation der Verflechtung der örtlichen Polizei mit dem Drogenhandel vorgelegt. Die Auflistung der einzelnen Kommissariate und lokalen Polizeistellen belegen Schmiergeldzahlungen durch die Drogenmafia in Höhe von bis zu 400 Millionen US-Dollar jährlich.

Wagner wies gleichzeitig darauf hin, dass dieses Bestechungssystem nur mit Unterstützung von Politikern möglich sei. Er beschuldigte direkt die Abgeordnete der regierenden Colorado-Partei, Cristina Villalba und ihren Bruder Carlos, der Bürgermeister im Gebiet Canindeyú ist. Dort war im vergangenen Oktober der investigative Journalist von ABC Color, Pablo Medina und eine seiner Begleiterinnen, Antonia Almada, bei Recherchen im Drogenmilieu erschossen worden. Der mutmaßliche Mörder, Vilmar Acosta Márques, ist Bürgermeister von Ypehú und ein enger Freund des Villalba-Clans. Er befindet sich seither auf der Flucht.

Die Untersuchungskommission, die den Tod von Medina und Almada aufklären soll, informierte die Behörden über die mutmaßliche Verstrickung der Polizei in den Drogenhandel. Vor wenigen Tagen gab der Kommandant der Nationalpolizei, Francisco Alvarenga, zu, diese Informationen erhalten zu haben und forderte die Kommission auf "formale Klage einzureichen", damit er handeln könne. Der bisherige Bericht der Kommission sei "sehr schrill", sagte er gegenüber der Tageszeitung ABC Color.

Im Gebiet Canindeyú fand im Sommer 2012 auch das Massaker von Curuguaty statt, bei dem elf Landlose und Kleinbauern und sieben Polizisten ums Leben kamen und das zum parlamentarischen Putsch gegen den linksgerichteten Präsidenten Fernando Lugo führte. Die Hintergründe sind bis heute nicht aufgeklärt. Der Vorsitzende des Sekretariats zur Bekämpfung von Drogen (Senad), Francisco de Vargas, hatte damals öffentlich die Hypothese geäußert, dass die Drahtzieher des Massakers die Drogenmafia sein könne.