Chile: Verantwortliche für den Mord an Víctor Jara zu 25 Jahren Haft verurteilt

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Mural in Gedenken an Víctor Jara in Santiago (2013)
Mural in Gedenken an Víctor Jara in Santiago (2013)

Santiago. Der Oberste Gerichtshof von Chile hat am Montag sieben pensionierte Militärs wegen schwerer Entführung, Folter und Mordes an dem bekannten Liedermacher Víctor Jara und an Littré Quiroga, dem ehemaligen Direktor der Gefängnisse, verurteilt. Einer der Verurteilten entzog sich der Festnahme durch Selbstmord.

Die ehemaligen Soldaten Raúl Jofré Gonzáles, Edwin Bianchi, Nelson Haase, Ernerto Wulf, Juan Jara Quintana, Ernesto Bethke und Hernán Cachón wurden wegen der beiden Morde zu jeweils 15 Jahren Haft verurteilt, zu weiteren zehn Jahren Haft für die Entführung der beiden Opfer. Damit wurde ein Urteil aus dem Jahr 2018 letztinstanzlich bestätigt.

Darüber hinaus muss der ehemalige Militärstaatsanwalt Rolando Melo Silva wegen Beihilfe zu den Morden und illegalen Verhaftungen für acht Jahre ins Gefängnis.

Victor Jara, einer der bekanntesten Vertreter der chilenischen Trova, Schauspieler und Lehrer, wurde am Tag nach dem Putsch gegen den sozialistischen Präsidenten Salvador Allende zusammen mit Hunderten von Menschen an der Universidad Técnica del Estado, der heutigen Universität von Santiago de Chile, festgenommen.

Sie wurden zum Estadio Chile verbracht. Ein Scherge der Diktatur identifizierte den Künstler. Jara wurde drei Tage lang grausam gefoltert und dann mit 44 Kugeln ermordet. In den frühen Morgenstunden des 16. September 1973 wurde sein Leichnam von Anwohnern in der Nähe des Städtischen Friedhofs entdeckt.

Littré Quiroga war zum Zeitpunkt des Putsches Nationaler Gefängnisdirektor. Er brach seinen Krankenurlaub ab, ging in sein Büro, schickte die meisten seiner Mitarbeiter nach Hause und wandte sich an die Armee, um gegen den Staatsstreich zu protestieren. Kurz darauf wurde sein Büro durchsucht. Er wurde zum Panzerregiment Nummer zwei und am 13. September zum Estadio Chile gebracht, wo er von den Militärs gefoltert wurde. Seine Leiche wurde neben der von Jara und drei weiteren Personen gefunden.

Der Klägeranwalt Nelson Caucoto, der die beiden Familien in dem Fall vertrat, sagte, dass damit das endgültige und letztinstanzliche Urteil vom höchsten Gericht über die Verbrechen des chilenischen Militärs an zwei wichtigen Persönlichkeiten des Landes gefällt worden sei.

Er fügte hinzu, dass Víctor Jara "eine Ikone des kulturellen und musikalischen Lebens unseres Landes und der andere ein vorbildlicher Beamter war. Beide wurden feige und exzessiv gefoltert und mit mehreren Dutzend Kugeln durchlöchert".

Einen Tag nach der Urteilsverkündung beging einer der Verurteilten, Hernán Chacón, Selbstmord. Dies wurde bekannt, als Polizeibeamte zu seinem Haus im reichen Viertel Las Condes der Hauptstadt Santiago kamen, um ihn zu verhaften und ins Gefängnis zu bringen.

Unterdessen lebt Pedro Barrientos in den USA weiter auf freiem Fuß. Er wurde dort 2016 zwar wegen seiner Beteiligung an der Ermordung Jaras in einem Zivilverfahren von einem Geschworenengericht zu einer Zahlung von 28 Millionen US-Dollar an Angehörige Jaras verurteilt. Strafrechtlich belangt wurde Barrientos, der seit 1990 in den USA lebt und die Staatsbürgerschaft bekam, allerdings nicht. Er soll die Schüsse auf Jara abgegeben haben.

Die Angehörigen Jaras fordern seine Auslieferung und Verurteilung zu einer Gefängnisstrafe.

Am 18. Juli hat Richter Roy Dalton vom Central District of Florida in den USA Barrientos die US-Staatsbürgerschaft entzogen. Der Richter kam zu dem Schluss, dass Barrientos diese illegal erlangt hat, da er falsche Angaben gemacht und sich an außergerichtlichen Tötungen beteiligt hatte und somit nicht für die Staatsbürgerschaft in Frage kam.

Dies öffnet nun die Tür für seine Auslieferung. Es wird bereits eine Kampagne organisiert, um das chilenische Außenministerium zu veranlassen, das entsprechende Verfahren einzuleiten.