Neue Massenentführung von Migranten im Süden von Mexiko

Mexiko-Stadt. Auf dem Weg von Oaxaca nach Veracruz wurde in der Nacht auf den 25. Juni ein Zug mit 250 Migrantinnen und Migranten von Bewaffneten überfallen. Mehrere Dutzend Personen, darunter auch Frauen und Kinder, werden seither vermisst. Dies meldete die kirchlich geleitete Migrantenherberge "Brüder des Weges" von Ixtepec (Oaxaca), zu der einige der entkommenen Migranten zurückkehrten.

Der Priester Alejandro Solalinde, der die Herberge leitet, erklärte in einem Radio-Interview, dass der Überfall kurz vor dem Ort Medias Aguas (Veracruz) durch zehn bewaffnete Personen verübt wurde, die der Mafiaorganisation Los Zetas angehörten. Solalinde beklagte zugleich das Mitwissen der lokalen Behörden. Sie wüssten, wohin die Entführten verschleppt wurden. Zudem kritisierte er die Regierung von Präsident Felipe Calderón: "Entweder der Regierung fehlt es an politischem Willen, diese Entführungen zu beenden, oder, was noch schlimmer wäre, sie ist so infiltriert, dass sie diese nicht beenden kann."

Am vergangenen Donnerstag traf sich Solalinde zusammen mit einer Delegation von Opfern des Drogenkriegs zu einem öffentlichen Dialog mit Präsident Calderón, welcher trotz aller Kritik an seiner Politik auf der Richtigkeit seiner militärischen Strategie beharrte.

Erst im Dezember 2010 wurden mehrere Dutzend Personen nahe Ixtepec entführt. Einige angebliche Drahtzieher des Verbrechens wurden Monate später festgenommen. Gemäß dem Bischof Raúl Vera López bringen die jährlich weit über 10.000 Entführungen von Migrantinnen und Migranten den Mafiastrukturen umgerechnet rund 50 Millionen US-Dollar ein.