Brasilien / Wirtschaft / Umwelt

Ein Drittel der Nahrungsmittel in Brasilien mit Agrargiften belastet

agrotoxic-studie.jpg

Milch ohne Agrargifte
"Ich will Milch ohne Agrargifte": Titelbild der Studie der Organisation Abrasco zu Agrargiften in brasilianischen Nahrungsmitteln

Brasília. Ein Drittel der in Brasilien konsumierten Nahrungsmittel sind mit Rückständen von Pflanzenschutzmittel belastet. Dies geht aus einer neuen Studie hervor, die die brasilianische Gesundheitsorganisation Associação Brasileira de Saúde Coletiva (Abrasco) diese Woche in Rio de Janeiro vorgestellt hat. Die Untersuchung stützt sich dabei auf Daten der staatlichen Gesundheitsbehörde Anvisa sowie Erhebungen der Universidade Federal do Paraná (UFPR).

Die von Abrasco erstellte Studie zeigt auf, dass 28 Prozent der Nahrungsmittel in Brasilien Rückstände nicht zugelassener Pflanzenschutzmittel oder Belastungswerte oberhalb gesetzlicher Toleranzgrenzen aufwiesen. Die Erhebung offenbart auch, dass 40 Prozent der in Brasilien verwendeten Agrargifte für den Anbau von Soja verwendet werden. 15 Prozent der Pflanzenschutzmittel werden im Maisanbau, jeweils zehn Prozent beim Anbau von Zuckerrohr und Baumwolle und sieben Prozent bei Zitrusfrüchten eingesetzt. Auf jeden Hektar agrarwirtschaftlich genutzten Landes wurden im Jahre 2011 im Durchschnitt zwölf Liter Pflanzenschutzmittel versprüht. 2002 lag dieser Wert bei 10,5 Liter pro Hektar.

Der Studie zufolge setzen Kleinproduzenten deutlich weniger Agrargifte ein als Großfarmer. Demnach versprühen 27 Prozent der Kleinproduzenten Pflanzenschutzmittel, 36 Prozent der mittelgroßen Betriebe und 80 Prozent der Großfarmer.

Brasilien ist seit 2008 der weltgrößte Verbraucher von Agrargiften. 2010 wurden in Brasilien 19 Prozent der weltweiten Pflanzenschutzmittel umgesetzt. Im Jahre 2009 wurden in Brasilien erstmals eine Milliarde Liter an Pflanzenschutzmitteln in der Landwirtschaft versprüht.

Umwelt- und Verbraucherschützer warnen seit Jahren vor dem ungebremsten Anstieg bei Pflanzenschutzmitteln vor allem im Agrobusiness. Vor einem Jahr hatte eine Studie der Bundesuniversität von Mato Grosso alarmierende Werte von Agrargiften in der Milch stillender Mütter nachgewiesen. Demnach wurden bei allen 62 untersuchten Frauen in der Gemeinde Lucas do Rio Verde im zentralbrasilianischen Bundesstaat Mato Grosso Rückstände von Pflanzenschutzmitteln gefunden. Teilweise fanden sich Rückstände von bis zu sechs verschiedenen Agrarchemikalien, darunter auch das Agrargift DDE (Dichlordiphenyldichlorethen). Dabei handelt es sich um ein Abbauprodukt des in Brasilien seit Jahren verbotenen DDT.