Erneuter Mord an Kleinbauern in Bajo Aguán

Leichen von verschwundenen Aktivisten aufgefunden. Kein Ende der Gewalt im Norden von Honduras in Sicht

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Protest der Kleinbauern von Bajo Aguán in einem Klima der Angst. Die Aktivisten
Protest der Kleinbauern von Bajo Aguán in einem Klima der Angst. Die Aktivisten fürchten um ihr Leben

Tegucigalpa. Am vergangenen Dienstag wurden die Leichen der Kleinbauern Tarin Daniel García Enamorado und Carlos Alberto Acosta Canales aufgefunden. Die beiden Aktivisten der Bauernorganisation MUCA galten seit einigen Tagen als vermisst. Damit steigt die Zahl der Morde, die in Zusammenhang mit dem Landkonflikt in der nördlichen Region Bajo Aguán gebracht werden, auf mindestens 27.

Laut Angaben von Familienangehörigen gingen die beiden Kleinbauern am 14. April zum Fischen. Als sie am 15. April nicht wieder zurückkehrten, meldeten Familie und Freunde dies bei den umliegenden Polizeistationen von Tocoa, Trujillo und La Ceiba. Am 19. April wurden schließlich die toten Körper der Verschwundenen in Ocotes Altos im Landkreis Trujillo in der Nähe des Flusses Aguán, aufgefunden. García Enamorado wurde enthauptet und der Körper von Acosta Canales war an den Händen gefesselt. Aussagen von Anwohnern des Ortes deuten darauf hin, dass die beiden Opfer von Mitgliedern des privaten Sicherheitsdienstes der Großgrundbesitzer Reynaldo Canales und René Morales entführt wurden, deren Ländereien an den Fluss Aguán angrenzen.

Der 26-jährige García Enamorado war Teilhaber der Kooperative Productores de Colón, eine der vier Kooperativen der Ansiedlung La Concepción, welche schon mehrmals Ziel von staatlicher Repression und Angriffen von Seiten der privaten Sicherheitskräfte der Großgrundbesitzer wurde. Anwohner und Kleinbauern betonen immer wieder, dass sie sich in einem konstanten Klima der Angst befinden und ständig um ihr Leben fürchten müssen. So wurde ebenfalls am 14. April der Kleinbauer Mario Mejía in seinem Auto von Unbekannten verfolgt und angeschossen.

In Bajo Aguán, dem Hauptanbaugebiet für Palma Afrika in Honduras, eskaliert der Landkonflikt zwischen Großgrundbesitzern und Bauernorganisationen zunehmend. Menschenrechtsorganisationen wie FIAN International kritisieren unter anderem die hohe Straflosigkeit in Honduras, vor allem auch in Zusammenhang mit dem Konflikt in Bajo Aguán, wo noch keiner der Todesfälle aufgeklärt wurde. Erst kürzlich zog die Deutsche Entwicklungsgesellschaft aufgrund der aktuellen Situation in Bajo Aguán einen Kredit in Höhe von 20 Millionen US-Dollar an den Agrarunternehmer Miguel Facussé und dessen Unternehmen Corporación Dinant zurück, da dieser für die Eskalation des Konfliktes mitverantwortlich gemacht wird.