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Stellvertreterkrieg mit Fidel Castro

Linkspartei diskutiert weiter über Glückwunsch an den kubanischen Revolutionsführer. Unmut über Kritiker des Schreibens

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Noch mit "Cuba Libre": Klaus Lederer am 1. Mai 2011
Noch mit "Cuba Libre": Klaus Lederer am 1. Mai 2011

Berlin/Havanna. Im Streit in der deutschen Linkspartei um ein Glückwunschreiben an den ehemaligen kubanischen Staats- und Regierungschef Fidel Castro mehrt sich nun der Widerspruch an Kritikern des Briefes. Die Proteste gegen den Glückwunsch zu Fidel Castros 85. Geburtstag seien vor allem innerparteilich motiviert, sagten nun mehrere Mitarbeiter der Partei gegenüber amerika21.de. Inzwischen verteidigte auch Parteivorsitzende Gesine Lötzsch das Schreiben. "Schöner und besser kann man immer alles formulieren", sagte sie nach Angaben der Deutschen Presse-Agentur.

Gut eine Woche nach dem 85. Geburtstag Castros hatte der Chef des Berliner Landesverbandes, Klaus Lederer, in einem Interview mit dem Berliner Tagesspiegel am Sonntag harsche Kritik an dem Schreiben der Linkspartei-Vorsitzenden Lötzsch und Klaus Ernst geübt, in dem die Autoren Fidel Castro zu dessen "kampferfüllten Leben und erfolgreichen  Wirken" gratulierten.

"Mir steht es bis hier oben", sagte Lederer. "Mir drängt  sich der Eindruck auf, dass hier einige ihre sektenmäßigen Rechnungen auf dem Rücken der wahlkämpfenden Landesverbände austragen wollen", fügte er in Bezug auf die Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus am 18. September an. Kritik kam auch von dem Spitzenkandidaten der Linken in Mecklenburg-Vorpommern, Helmut Holter, der wie Lederer zum rechten Flügel der sozialistischen Partei zählt.

Dabei hatte der 37-jährige vor wenigen Monaten noch weit weniger Probleme mit Kuba. "Ich glaube schon, dass es immer so sein wird, dass man über internationale Entwicklungen (...) auch viele Kontroversen haben wird", sagte Lederer am 1. Mai in einem Video-Interview in Berlin: "Das ändert aber nichts daran, dass am Ende eines immer wichtig ist, nämlich den Solidaritätsgedanken nicht zu vergessen und den internationalistischen Anspruch nicht zu vergessen". Dies sei die einzig entscheidende Frage.

Als "wenig erstaunlich" bezeichnete gegenüber amerika21.de Justo Cruz, Koordinator der AG Cuba Sí bei der Linkspartei, die Kritik Lederers. Dieser habe "jeglichen Respekt vor seiner Partei und ihrer Leitung verloren". Der Berliner Landesvorsitzende sei sich einer wahrscheinlichen Niederlage seines Landesverbandes bei den Wahlen im September schon jetzt klar, "deswegen versucht er nun, Gesine Lötzsch und Klaus Ernst die Schuld zuzuschieben". Bei Cuba Sí gingen täglich dutzende Anrufe und E-Mails ein, in denen Mitglieder der Basis ihren Unmut über Lederer und andere Parteirechte zum Ausdruck bringen.

Auch Harri Grünberg, Mitarbeiter der Linkspartei im Bundestag und Vorsitzender des Netzwerk Cuba, einem Verband von gut 40 Solidaritätsorganisationen, sieht in der Kritik Lederers und Holters am Glückwunschschreiben an Fidel Castro "einen Stellvertreterkrieg der Rechten innerhalb der Partei Die Linke". Vor allem Lederer versuche, von seiner bevorstehenden und selbstverschuldeten Niederlage abzulenken. "Es kann aber nicht angehen, dass hier aus parteitaktischen Gründen die Kuba-Solidaritätsbewegung angegriffen wird".