Chile / Menschenrechte

Erneut Mord an Mapuche

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Protestdemonstration gegen den Mord an Rodrigo Melinao in Santiago de Chile
Protestdemonstration gegen den Mord an Rodrigo Melinao in Santiago de Chile

Ercilla, Chile. Am vergangenen Dienstag ist der junge Mapuche-Aktivist Rodrigo Melinao Licán in der südchilenische Region Ercilla mit Schussverletzungen tot aufgefunden worden. Sein Leichnam wurde auf dem Landgut Chiguaihue in einer hoch militarisierten Zone, nicht weit von einem Stützpunkt der Spezialeinheiten von Pidima entfernt, aufgefunden.

Rodrigo Melinao, ein Mapuche von 26 Jahren aus der indigenen Gemeinde Rayen Mapu, wurde am 24. Juli dieses Jahres wegen Brandstiftung in einem Wald zu fünf Jahren und wegen Beschädigung zweier Busse und einem LKW im Jahr 2011 im Sektor Chiguaihue zu 541 Tagen Gefängnis verurteilt. Nach der Urteilsverkündung war er untergetaucht, da er den Prozess als ungerecht und inszeniert empfunden habe, so Angehörige von Melinao.

Noch sind die Umstände seiner Ermordung unklar. Die Angehörigen des Ermordeten beschuldigen die Militärpolizei des Mordes. Sein Cousin Luis Melinao berichtete von direkten Drohungen der Polizei gegen Rodrigo, da dieser sich seiner Haftstrafe entzogen hätte. Aber auch von einem "Racheakt" der Großgrundbesitzer ist die Rede, da das Grundstück seit Jahren Grund für Landrechtsstreitigkeiten sei.

Rodrigo ist bereits der vierte junge Mapuche, der in den vergangenen Jahren im Konflikt zwischen dem chilenischen Staat und den Mapuche umgebracht worden ist. Im gleichen Sektor des Großgrundbesitzes Chiguaihue wurden im Jahr 2002 Alex Lemun und 2009 Jaime Mendoza Collío von Militärpolizisten durch Schüsse in den Rücken ermordet. Beide Polizeibeamten befinden sich auf freiem Fuß. Auch der indigene Student Matías Catrileo wurde von Polizisten ermordet.

Internationale Organisationen wie die Unicef klagten bereits die staatliche Gewalt gegen die Mapuche an, dem größten indigenen Volk in Chile. Der UN-Sonderberichterstatter Emmerson forderte vor kurzem den chilenischen Staat zu einem politischen Paradigmenwechsel gegenüber den Indigenen auf.

Rodrigo Melinao Licán hinterlässt eine schwangere Frau und zwei Kinder.