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Bolivien feiert ersten Satelliten im All

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Trägerrakete mit Boliviens Wappen und Satellitenname "Túpac Katari".
Trägerrakete mit Boliviens Wappen und Satellitenname "Túpac Katari".

Xichang/La Paz. Seit Freitag ist Bolivien das achte Land in Südamerika mit einem eigenen Kommunikationssatelliten. Boliviens Präsident Evo Morales hatte den Start der Trägerrakete LM 3B im chinesischen Weltraumbahnhof Xichang mitverfolgt, so ein Sonderbericht der Tageszeitung La Razón.

Minusgrade und leichter Schneefall hatten den Abschuss von Boliviens erstem Kommunikationssatelliten "Túpac Katari" kurz vor dem Countdown zu einem Nervenspiel gemacht. Um 12.40 Uhr bolivianischer Zeit wurde der Satellit ohne Zwischenfälle in den Orbit geschossen, wie ein Video auf der Webseite der bolivianischen Tageszeitung El Deber zeigt.

"Ich bin tief berührt. Nie wieder werden wir ohne Kommunikation sein, so wie früher, als wir in Armut und Dunkelheit lebten", kommentierte Evo Morales das Ereignis. Namensgeber ist ein Rebellenführer der Aymara, der 1781 am Ende des größten Bauernaufstands im Kolonialreich gegen die spanischen Eroberer in La Paz gevierteilt wurde.

Gebaut wurde der bolivianische Satellit von der China Aerospace Science and Technology Corporation. Die Bodenstationen zur Steuerung sind in El Alto bei La Paz und in der Ortschaft La Guardia im Tieflanddepartamento Santa Cruz. Bedient werden sie von bolivianischen Experten, die in China ausgebildet wurden. Rund 300 Millionen US-Dollar musste La Paz für das 28 Meter lange, mit Hightech und ausklappbaren Solarsegeln ausgestattete Gerät bezahlen.

Seinen Dienst mit 30 Transpondern für Mobilfunk, TV, Radio und Internet wird der Satellit für 15 Jahre antreten. Danach muss ein neuer angeschafft werden. Die Finanzierung trägt der bolivianische Staat und ein Kredit von Chinas Entwicklungsbank. Bisher mussten Staat, Medien und Telekommunikationsfirmen Kanäle für den Datenverkehr teuer bei ausländischen Anbietern anmieten. 20 Millionen US-Dollar werde der Staat im Jahr einsparen, so Informationen von Boliviens Raumfahrtbehörde ABE.

Profitieren sollen von der Weltraumtechnik vor allem Bewohner auf dem Land. In entlegenen Gegenden und schwierigem Gelände haben viele Gemeinden weder Telefon, Radio noch Fernsehen. Artikel 20 von Boliviens neuer Verfassung garantiert jedoch erstmals das Recht auf Kommunikation. Mit "Túpac Katari", der aus einer Höhe von 36.000 Metern das ganze Staatsgebiet abdecken wird, soll diese Lücke jetzt geschlossen werden.

Zwei Bandbreiten sind für Bolivien bestimmt, die dritte Bandbreite für ganz Südamerika. Einnahmen aus Vermietung an Unternehmen und Staaten werden in die Staatskasse fließen. Bald soll ein Erdbeobachtungssatellit für Kartierung, Umwelt- und Wetteranalyse sowie Rohstoffsuche folgen.