Russland plant militärischen Schutz beim Bau des Nicaragua-Kanals

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Geplante Route des Kanals
Geplante Route des Kanals

Managua. Laut Berichten lateinamerikanischer Medien plant Russland eine Beteiligung am Bau des sogenannten "Großen Interozeanischen Kanals", der als Alternative zum Panamakanal durch Nicaragua führen soll. Die Bauarbeiten für den insgesamt 286 Kilometer langen Kanal sollen noch in diesem Jahr beginnen. Der Panamakanal ist im Vergleich lediglich 81,5 Kilometer lang.

Die Kosten des Projekts werden auf 40 Milliarden US-Dollar geschätzt. Der Hauptinvestor ist die chinesische HKND Group, die eine Konzession für den Bau und die Nutzung des Kanals für 100 Jahre erhalten hat. Es wird erwartet, dass Arbeiter aus China und Zentralamerika den Kanal bauen werden. Russlands Beitrag soll in der militärischen und politischen Unterstützung des Projekts liegen, was die Präsenz russischen Militärs zum Schutz des Kanalbaus beinhalten soll.

In Russland wird der Einstieg in das Kanalprojekt aus wirtschaftlicher und geostrategischer Perspektive diskutiert. So erklärt Emil Dabagyan vom Lateinamerikainstitut der Russischen Akademie der Wissenschaft, dass die USA durch den Bau des Nicaragua-Kanals signifikant an Einfluss über die westliche Hemisphäre verlieren würden. Der Leiter des Nationalen Energieinstituts Sergeij Prawosudow spricht von einem Schlag gegen das Prestige der USA als Kontrollinstanz der wichtigsten Handelsrouten. In Russland gibt es aber Stimmen, die das Projekt für höchst riskant halten und darauf hinweisen, dass sein Bau für Russland weniger wirtschaftlich wichtig sei als für China, da Russland dank seiner eigenen Arktisroute über eine Alternative verfüge.

Der Vorteil des Nicaraguakanals soll in der Breite von 83 Metern und der Tiefe von 27,5 Metern liegen, wodurch größere Containerschiffe den Kanal passieren können. Neben dem Bau des Kanals selbst ist auch der Bau von zwei Häfen, eines Flughafens und einer Ölpipeline geplant. Den Plänen zu Folge könnte der Kanal ab 2019 genutzt werden, der vollständige Abschluss der Bauarbeiten ist aber erst 2029 zu erwarten. Mit dem geplanten Bau des Kanals ist in Nicaragua die Hoffnung auf einen Wirtschaftsboom durch neue Arbeitsplätze, Aufträge für einheimische Firmen und Einnahmen aus der Nutzung des Kanals verbunden.

Nicaraguas Beziehungen zu Russland haben sich während der Präsidentschaft Daniel Ortegas intensiviert, was bereits zu verschiedenen Kooperationsprojekten geführt hat. Dies geschieht im Kontext einer breiter angelegten Intensivierung der wirtschaftlichen und politischen Beziehungen zwischen Russland und Lateinamerika.