Mexiko / Menschenrechte

Immer mehr undokumentierte Migranten in Mexiko

Anstieg um 97,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Menschenrechtsaktivisten kritisieren Regierungsprogramm, das Migranten zunehmend kriminalisiert

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Auf den Güterwaggons von "La Bestia" versuchen jährlich Tausende, die US-Grenze zu erreichen
Auf den Güterwaggons von "La Bestia" versuchen jährlich Tausende, die US-Grenze zu erreichen

Mexiko-Stadt. Die Anzahl papierloser Migranten in Mexiko hat sich laut Schätzungen im Vergleich zu den ersten vier Monaten des Vorjahres verdoppelt. Das Nationale Migrationsinstitut (INM) registrierte bereits im Jahr 2014 gegenüber dem Vorjahr einen Anstieg festgenommener Personen ohne gültige Ausweisdokumente um 47,3 Prozent, in den ersten vier Monaten dieses Jahres fällt ein Anstieg um 97,5 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres auf.

Mit dem Programa Integral Frontera Sur (Integrales Programm südliche Grenze) kündigte Präsident Enrique Peña Nieto Mitte des vergangenen Jahres ein politisches Projekt an, das unter anderem die Situation der in Richtung USA reisenden Migranten verbessern sollte. Zudem sollte die Sicherheitslage in der südlichen Grenzregion Mexikos erhöht werden.

Schätzungen zufolge passieren jährlich mehrere Tausend Migranten aus Zentralamerika unter lebensgefährlichen Bedingungen das Land. Hierzu gehören auch illegale Reisen auf den "La Bestia" (Die Bestie) genannten Zügen, auf deren Güterwaggons jährlich Tausende versuchen, zur US-Grenze zu kommen. Neben der Vergrößerung des Grenzschutzes beinhaltete das Reformprojekt der Regierung auch ein ausdrückliches Verbot illegaler Zugreisen.

Soziale Bewegungen kritisieren nun, dass sich die Situation der Migranten durch dieses Programm verschlechtert hat. In einer Mitteilung der Organisatoren des diesjährigen Kreuzwegmarsches von Migranten und Menschenrechtsverteidigern heißt es: "Die Erhöhung des Grenzschutzes fördert die Kriminalisierung der Migranten und zwingt die Reisenden in die Klandestinität. In den vergangenen Monaten hat sich die Südgrenze Mexikos in eine der gefährlichsten Gegenden für Migranten entwickelt, die permanent gefährdet sind." Migranten sind während der Durchreise in Mexiko lebensgefährlichen Risiken ausgesetzt: Überfälle, Entführungen, Gewalt, Vergewaltigung und Menschenhandel gehören zu den häufig vorkommenden Fällen von Menschenrechtsverletzungen.

Martha Rojas, Forscherin und Mitglied des Bürgerrates des INM, spricht im Zusammenhang mit dem Programm von einer Zersplitterung der vorherigen Migrationsbewegungen, die durch die Kontrollmaßnahmen der Regierung ausgelöst worden sei. Durch die Nutzung von Alternativrouten seien Migranten zudem höheren Risiken ausgesetzt.

Diego Lorente, Chef des Menschenrechtszentrums Fray Matías de Córdova, erklärt den Anstieg der Zahl irregulärer Migranten im Viermonatsvergleich der letzten zwei Jahre von 14.616 auf 28.862 mit dem Scheitern des Regierungsprogramms. "Diese Zahlen bedeuten bereits einen weiteren Rekord, wenn es in diesem Rhythmus weitergeht, kommen wir auf mehr als 200.000 Verhaftungen pro Jahr".