Malwinen-Konflikt spitzt sich zu

Nach Kolonialismusvorwürfen des britischen Premiers Camerons bekommt Argentinien Rückendeckung für eigenen Verhandlungswunsch

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Schild mit Umriss der Malwinen und Aufschrift: "Die Malvinen sind argentinisch!"
"Die Malvinen sind argentinisch" - Schild am Rand einer Straße in Argentinien

London/Buenos Aires. Großbritanniens Premierminister fand deutliche Worte im Konflikt mit Argentinien um die Inselgruppe der Malwinen. Die neuerlich aus Buenos Aires laut gewordenen Ansprüche auf die so genannten Falkland-Inseln seien "wie Kolonialismus" sagte der Konservative unlängst bei einer Rede im Unterhaus. In ganz Lateinamerika löste Cameron damit in der vergangenen Woche Proteste aus.

Großbritannien lehnt die von Argentinien geforderten Verhandlungen ab und verweist immer wieder auf den Wunsch der Inselbevölkerung, weiterhin zum Vereinten Königreich zu gehören. Dieser Argumentation folgte auch Cameron Mitte vergangener Woche. Indes beruft sich der argentinische Außenminister Héctor Timerman im Interview mit der argentinischen Tageszeitung Página12 auf alle diesbezüglichen UN-Resolutionen seit 1961. Die Weltorganisation forderte seither immer wieder einen Dialog zwischen Argentinien und Großbritannien ein, dem sich das Vereinte Königreich jedoch anhaltend verweigert. Erst im vergangenen Jahr hatte das Dekolonialisierungskomitee der UNO diese Position erneuert (amerika21.de berichtete).

Gleichzeitig hatte Cameron mitgeteilt, den Konflikt im Nationalen Verteidigungsrat seines Landes auf die Tagesordnung gesetzt zu haben, um die militärische Aufstellung der britischen Truppen in der Region gegebenenfalls anzupassen. Timerman reagierte darauf mit Sorge und wies jegliche kriegerische Absicht von sich. "Argentinien wird weiter auf Verhandlungen drängen und hat bereits am Verhandlungstisch Platz genommen", sagte der argentinische Chefdiplomat. Nun sollten sich doch bitte auch die Briten dazugesellen.

Auch in der argentinischen Öffentlichkeit riefen die Äußerungen Camerons Unmut hervor. So versammelten sich Dutzende Demonstrierende vor der britischen Botschaft in Buenos Aires und forderten die Rückgabe der Inselgruppe sowie den Abbruch der diplomatischen Beziehungen seitens Argentiniens.

International erfährt die argentinische Position immer mehr Unterstützung. So schlossen sich Chile und Peru einem im Dezember vom Mercosur-Bündnis verhängten Anlegeverbotes für Schiffe an, die unter der Flagge der  "Falklandinseln" fahren. Der brasilianische Außenminister Antonio Patriota überraschte indes seinen britischen Amtskollegen Willam Hague, als er bei einer gemeinsamen Pressekonferenz am vergangenen Mittwoch in Brasilia das Anlegeverbot verteidigte. Hague wiederum stützte die Position seines Premierministers und forderte Argentinien auf, die "Einschüchterungsversuche" gegen die Inselbewohner einzustellen. Erst dann könne es zu einem Dialog kommen, der jedoch keinesfalls die Souveränität der Inseln zum Inhalt hätte, sondern lediglich etwaige "gemeinsame Interessen im Südatlantik".

Selbst die USA erklärten am Freitag in einem Kommuniqué des Außenministeriums, man werde sich aus dem bilateralen Streit heraushalten. Zugleich empfahlen die USA Argentinien und Großbritannien Verhandlungen. Analysten werteten dies als klare Stärkung der argentinischen Position.

Wie die argentinische Zeitung El Tribuno berichtet, versucht die argentinische Regierung mittlerweile auch, die Inseln über den Luftweg zu isolieren. So gebe es intensive Gespräche mit der privaten, chilenischen Luftfahrtgesellschaft LAN, ihre wöchentlichen Linienflüge auf die Malwinen zu streichen.

Im April dieses Jahres jährt sich der Krieg zwischen Argentinien und Großbritannien zum 30. Mal. In den erbitterten Gefechten um das karge Land starben damals über 1.000 Personen. Großbritannien gewann den Krieg und leitete damit zugleich auch das Ende der argentinischen Militärdiktatur ein. Dennoch hat Argentinien die Ansprüche auf die Insel nie aufgegeben. Dass seit letztem Jahr britische und neuerdings auch US-amerikanische Firmen Probebohrungen für Erdöl unternehmen, kompliziert den Konflikt zusätzlich.

Rund 1.700 britische Militärangehörige sind Schätzungen zu Folge momentan auf den Inseln stationiert. Zu ihnen wird sich im Februar auch Prinz William gesellen, der im Rahmen seines Militärdienstes für sechs Wochen als Rettungshubschraubpilot vor Argentinien stationiert sein wird. Neben den Soldaten bewohnen nur etwa 3.000 Menschen die Inselgruppe rund 350 Kilometer vor Argentiniens Küste.