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Kuba veröffentlicht Details über toten Gefangenen

Kontroverse um verstorbenen Häftling dauert an. 31-Jähriger wird als politischer Gefangener dargestellt

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Foto des medizinischen Gutachtens über die Verletzungen der Ehefrau von Villar
Seite des Gutachtens über die Verletzungen, die Villar Mendoza seiner Ehefrau zufügte.

Havanna. Der Tod eines Häftlings in Kuba sorgt weiterhin für Kontroversen. Der 31-jährige Wilman Villar Mendoza war in der vergangenen Woche in Haft verstorben. Während rechtsgerichtete politische Akteure in den USA und Europa den Verstorbenen als "politischen Gefangenen" bezeichnen, ist die sozialistische Regierung Kubas diesen Darstellungen entgegengetreten. Villar Mendoza sei nicht wegen politischer Vergehen inhaftiert gewesen, hieß es in einer Erklärung der Staatsführung, die auf dem Onlineportal Cubadebate.cu veröffentlicht wurde. In den vergangenen Tagen hatten unter anderem Markus Löning (FDP), Beauftragter der Bundesregierung für Menschenrechtspolitik und Humanitäre Hilfe, und führende Vertreter des ultrarechten kubanischen Exils in den USA harsche Kritik an der kubanischen Regierung geübt.

Nach Angaben der kubanischen Regierung verstarb Villar Mendoza am Abend des 19. Januars in Santiago de Cuba auf der Intensivstation der Chirurgischen Klinik "Doctor Juan Bruno Zayas". Todesursache sei ein Multiorganversagen in Folge eines Atemweginfektes gewesen, durch den der Patient einen septischen Schock erlitt.

Der Mann sei sechs Tage vorher als Notfall aus einer nahen Haftanstalt in das Provinzkrankenhaus "Saturnino Lora" gebracht worden, da er Symptome einer schweren Entzündung in der linken Lunge zeigte. Er habe daraufhin "jedwede Behandlung (erhalten), die für diese Art von Erkrankungen angewandt wird": künstliche Beatmung und Ernährung ebenso wie Flüssigkeitstherapie, Blutderivate, gefäßerweiternde Mittel und Breitbandantibiotika.

Villar Mendoza lebte in der Gemeinde Contramaestre in der Provinz Santiago de Cuba und verbüßte seit dem 25. November 2011 eine Gefängnisstrafe wegen Beleidigung, körperlichen Angriffen und Widerstandes. Er habe seine Ehefrau attackiert und im Gesicht verletzt. Die Schwiegermutter habe das Eingreifen der Behörden verlangt, "woraufhin Polizeibeamte herbeieilten, denen er Widerstand leistete". Während die Witwe des Verstorbenen, Maritza Pelegrino Cabrales, den Zwischenfall nun leugnete, veröffentlichten kubanische Medien den medizinischen Befund ihrer Verletzungen nach dem Angriff.

Nach Angaben der Regierung waren seine Angehörigen "über alle Verfahren informiert, die bei seiner medizinischen Behandlung zur Anwendung kamen". Die Familienmitglieder hätten auch die Bemühungen des Spezialistenteams anerkannt, das zu seiner Betreuung eingesetzt war.

Auf scharfe Kritik stießen in Kuba indes die Berichte über den Tod des Gefangenen. Ausländische Medien, insbesondere aus Miami, hätten in Kooperation mit Systemgegnern in Kuba eine internationale Diffamierungskampagne gestartet. Villar Mendoza werde dabei als vermeintlicher Dissident darstellt, der in Folge eines Hungerstreiks in Haft verstorben sei. Laut der Regierungserklärung existieren dem entgegen jedoch Beweise und Zeugenaussagen, "die deutlich machen, dass er weder Dissident noch im Hungerstreik war".

Erst nachdem Villar Mendoza die Vergehen begangen hatte, für die er verurteilt wurde während er sich noch in Freiheit befand, sei er mit Systemoppositionellen in Santiago de Cuba in Verbindung getreten. Diese haben ihn glauben machen, dass ihm ein vorgebliches politisches Engagement dabei helfen würde, sich der Justiz zu entziehen.

"Kuba bedauert den Tod eines jeden Menschen", heißt es abschließend in der Regierungserklärung. Man verurteile aber auch den medialen Missbrauch des Todes eines Gefangenen. Tatsächlich beurteilen einige internationale Nachrichtenagenturen den Fall mit Vorsicht. So schreibt die Agentur Europa Press über den "mutmaßlichen Aktivisten" Villar Mendoza.