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Freilassung erfolgreich

Kolumbianische Farc-Guerilla übergibt zwei Gefangene an Rotes Kreuz. Chávez spielt wieder Schlüsselrolle

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Freilassung erfolgreich
Dank an Chávez am Telefon: Die Ex-Gefangenen nach ihrer Ankunft in Venezuela

Caracas/Bogotá. Glücklich fielen sie in Caracas ihren Angehörigen in die Arme: Clara Rojas und Consuelo González sind nach knapp sechs Jahren frei. Die bisherigen Gefangenen der Guerillaorganisation Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens (Farc) sind gestern Nachmittag (Ortszeit) auf venezolanischem Boden eingetroffen. Nach wochenlangem Tauziehen ist dies der erste Erfolg der Vermittlungsbemühungen des venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez im kolumbianischen Bürgerkrieg. "Ich fühle mich wie neu geboren," sagte Clara Rojas nach ihrer Ankunft in Caracas bei dem Empfang durch Chávez.

Die lang ersehnte Freilassung war möglich geworden, weil die Farc der vermittelnden venezolanischen Regierung überraschend ein neues Gebiet für die Übergabe bekannt gegeben hatte, das Department Guaviare im Südosten Kolumbiens. Dies teilte Chávez am Mittwoch abend (Ortszeit) im Fernsehen mit. Daraufhin erteilte die kolumbianische Regierung eine Genehmigung für das Einfliegen venezolanischer Rotkreuz-Hubschrauber und erklärte, dass für den Zeitraum der Freilassungsaktion der Luftraum über diesem Gebiet außer für diese Hubschrauber gesperrt worden sei. Die genauen Koordinaten für die Übergabe waren nur der venezolanischen Administration und dem Roten Kreuz bekannt.

Offensichtlich hat das kolumbianische Militär sich diesmal zurückgehalten und im Gegensatz zu dem ersten Befreiungsversuch an Silvester keine Militäroperationen im Gebiet des Treffens durchgeführt. Dies war eine Bedingung der Farc für eine erfolgreiche Übergabe. Am letzten Tag in 2007 hatten sie aufgrund der nicht garantierten Bedingung die kurz bevorstehende Freilassung platzen lassen. Das Rote Kreuz und die "Garanten" aus sieben Ländern, darunter Argentiniens Ex-Staatschef Néstor Kirchner, mussten damals kurz vor dem Jahreswechsel Kolumbien unverrichteter Dinge wieder verlassen.

Nun sind alle drei auf freiem Fuß: die ehemalige Abgeordnete Consuelo González, die 44jährige Clara Rojas, Wahlkampfchefin der ebenfalls gefangenen früheren Präsidentschaftskandidatin Ingrid Betancourt und der dreijährige Sohn Rojas', Emmanuel. Nach ihm hatte Chávez den ersten Versuch der Übergabe kurz nach Weihnachten benannt. Doch nach Abbruch der Operation wurde bekannt, dass der in Gefangenschaft gezeugte Emmanuel seit Mitte 2005 in einem Waisenhaus in Bogotá lebt.

Das Kind sei zum Schutz vor möglichen Angriffen weggebracht worden, erklärte die Farc daraufhin. Warum sie vorher trotzdem Emmanuels Freilassung ankündigte, obwohl er gar nicht mehr in ihrer Gewalt war, kann nur von der Guerilla beantwortet werden. Nachdem sich geklärt hatte, dass Emmanuel längst in Sicherheit ist, sind nun endlich auch seine Mutter und deren 57jährige Mitgefangene Gonzáles frei.

Wie die kolumbianische Regierung bestätigte, hat die Farc noch 43 sogenannte "politische Gefangene" in ihrer Gewalt, darunter neben Betancourt auch drei US-Bürger sowie mehrere Politiker und Militärs. Diese ist die Guerilla bereit freizulassen, wenn im Gegenzug 500 hinter Gittern sitzende Guerilleros auf freien Fuß gesetzt werden. Die jetzige Freilassung betrachtet sie als Zeichen für eine Annäherung.

Die Hoffnungen der Angehörigen der Gefangenen sowie der Farc selber liegen nun weiterhin auf Hugo Chávez, der die Vermittlung fortsetzen möchte. Jetzt hängt es von der unter Druck stehenden Kolumbianischen Regierung ab, ob weitere Fortschritte erzielt werden können. Eigentlich hatte der Präsident Kolumbiens, Álvaro Uribe, seinem Kollegen aus Venezuela das Mandat für die Vermittlung entzogen.


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