Honduras

Scheitert der Putsch in Honduras?

Almendares: Die Armen stehen auf der Seite des gewählten Präsidenten

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Scheitert der Putsch in Honduras?
Friedensaktivist Juan Almendares

Juan Almendares arbeitet als Mediziner in Honduras. Als Menschenrechtsaktivist wurde er für sein Engagement von der humanitären Hilfsorganisation Oxfam ausgezeichnet. Er ist Präsident des Friedenskomitees von Honduras.

Herr Almendares, es gibt nur wenige verlässliche Informationen über die Lage in Honduras nach dem Militärputsch am vergangenen Sonntag. Medien und Internet werden nach wie vor stark eingeschränkt. Wie ist die Situation?

Almendares: Im Moment sind Zehntausende auf der Straße, um gegen das Putschregime zu demonstrieren. Am Dienstag habe ich selbst vor mehreren Tausend Demonstranten vor dem Präsidentenpalast gesprochen. Die Menschen sind dort trotz des starken Regens und der drohenden Repression durch Teile der Armee zusammengekommen. Wir haben uns dort auch für die nicht Anwesenden versammelt: die Verletzten, Inhaftierten und diejenigen, die verfolgt werden oder ins Exil mussten.

Was hat die Regierung des Putschführers Roberto Micheletti bisher konkret veranlasst?

Im Moment geht es diesem Regime darum, die Lage in den Griff zu bekommen. Während der Massenproteste ihrer Gegner haben sie ihre Anhänger mobilisiert. Sofort machte die Bezeichnung des »Marsches der weißen Handschuhe« die Runde: Alle Anhänger des Putschregimes waren sehr adrett, sie hatten ihre neuesten - meist weißen - Hemden und Kleider angezogen und waren parfümiert. Sie gehören der Oberschicht an, die gemeinsam mit der Armee den Putsch befürwortet und die derzeitige brutale Repression verteidigt. Sie setzen sich für einen »nationalen Dialog« ein und drohen dem Volk zugleich mit ihren Bajonetten, Gewehren und Panzern.

Und auf der Gegenseite?

Dort gab es, wie es hieß, die »Märsche der Braunhäutigen«. Es sind Angehörige der ärmeren Schichten.

Die Gegner des Putsches haben sich in einer »Volkswiderstandsfront« zusammengeschlossen. Wer sind diese Gruppen?

Es sind fast ausschließlich Gewerkschaften, Landarbeiterorganisationen, Indigenengruppen und Bewohner der Armenviertel. Sie stützen sich auf den derzeit wirklich heldenhaften Widerstand der Bewohner der Armensiedlungen, der indigenen Gemeinden, Mitgliedern der Garífuna-Gruppe und anderer benachteiligter sozialer Schichten. Und natürlich spielt die internationale Solidarität derzeit eine große Rolle.

Präsident Manuel Zelaya will am Sonntag nach Honduras zurückkehren. Wird ihm das gelingen?

Wir erwarten diesen Tag alle mit Spannung. Präsident Zelaya soll ja auch von führenden Mitgliedern der Organisation Amerikanischer Staaten, der UNO und von lateinamerikanischen Amtskollegen begleitet werden. Das Putschregime hat mehrfach bekräftigt, ihn festnehmen zu lassen. Was auch geschieht: Die Mitglieder der Volkswiderstandsfront werden ihren Kampf um die Demokratie und zur verfassungsgemäßen Ordnung nicht einstellen. Auch wenn das Regime am Mittwoch die Grundrechte ausgesetzt hat.

Wird dieser erste Militärputsch in Lateinamerika seit Jahrzehnten scheitern?

Ja, das ist meine Prognose. Die Frage ist, wie verheerend die Gewalt für die einfachen Menschen bis zu diesem Punkt sein wird. Die Armee in Honduras hat immer die Interessen der herrschenden Klasse und der multinationalen Konzerne verteidigt. Das hat die Widersprüche erheblich zugespitzt. Und deswegen gibt es in Honduras einen so starken Widerstand der sozialen Organisationen gegen die neoliberale Freihandelspolitik, die auf sozialer und wirtschaftlicher Ungleichheit beruht. Dieser organisierte Widerstand richtet sich nun gegen die Putschisten.


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