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Bacardí-Familie gespalten über Kuba-Blockade

Bacardí setzte sich bislang stets für Verschärfung der US-Blockade ein. Konzernchef sieht in Kuba "kleine Schritte" hin zu Reformen und kündigt Investitionen an

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Der ursprünglich kubanische Spirituosenkonzern ist heute in 150 Märkten aktiv
Der ursprünglich kubanische Spirituosenkonzern ist heute in 150 Märkten aktiv

Hamilton, Bermuda. In den USA nimmt die Kritik an der Blockade gegen das Kuba selbst unter etablierten Gegnern der sozialistischen Regierung in Havanna zu. In einem Interview mit der Zeitschrift Cigar Aficionado gestand der 47-jährige Aufsichtsratsvorsitzende des ursprünglich kubanischen Spirituosenkonzerns Bacardí, Facundo Bacardí, nun ein, dass es in seiner Familie Differenzen über den politischen Umgang mit Kuba und der US-Blockade gebe. Offenbar versuche der Konzernchef, sich alle Türen offen zu halten, schrieb das Nachrichtenportal cubastandard.com in einem Kommentar über das Interview, das im Netz nicht frei verfügbar ist.

Das Unternehmen ist der größte Spirituosenhersteller weltweit, der sich in Familienbesitz befindet und ist nach eigenen Angaben international "in mehr als 150 Märkten aktiv".

Das Interview von Facundo Bacardí stieß auf mediales Echo, weil der Konzern nach der Kubanischen Revolution 1959 enge Kontakte zum rechtsgerichteten kubanischen Exil in den USA unterhielt. Mehreren führenden Mitgliedern wurden seither wiederholt Kontakte zu antikubanischen Terrorgruppen nachgesagt. Bacardí hat seit 1990 zudem Lobbyarbeit für mehrere Blockadegesetze der USA gegen Kuba betrieben. Kuba-Solidaritätsgruppen riefen deswegen mehrfach zum Boykott der Bacardí-Produkte auf.

Im Interview mit Cigar Aficionado versuche der aktuelle Konzernchef, beiden Lagern gerecht zu werden, schrieb cubastandard.com. "Wir haben eine große Familie und wie in jeder großen Familie gibt es unterschiedliche Positionen", sagte er. Unter Kubas Staats- und Regierungschefs Raúl Castro seien kleine Schritte getan worden, so Bacardí: "Natürlich funktioniert jedes Land nach seinem eigenen Rhythmus, da ist Kuba keine Ausnahme." Er könne verstehen, dass die kubanische Regierung die Revolution nicht aufs Spiel setzen wolle und daher langsame Veränderungen durchführe.

Die neuen Töne vom Vorsitzenden des Bacardí-Konzerns erstaunen vor allem, weil die Unternehmensleitung unter dem früheren Chef Manuel Jorge Cutillas zu den Hardlinern des kubanischen Exils in den USA zählte. Cutillas, der das Unternehmen bis 2005 leitete, setzte über politische Kontakte unter anderem ein Handelsgesetz durch, das es dem Bacardí-Konzern erlaubt, den kubanischen Rum-Markennamen Havana Club zu verwenden. Das Vorgehen ist Gegenstand eines heftigen Rechtsstreits vor der Welthandelsorganisation.

Das Interview Bacardís erscheint kurz nach einer hochrangigen Delegationsreise aus den USA nach Kuba. Ende Mai war der Präsident der US-Handelskammer, Thomas J. Donhue, mit einer Delegation in Havanna eingetroffen, um sich über die neuen Investitionsbedingungen und den Zustand der Privatwirtschaft in Kuba zu informieren.