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FBI hat Gabriel García Márquez 24 Jahre lang ausspioniert

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Das Ergebnis der 24-jährigen Beschattung ist eine Akte, aus der nun 137 Seiten freigegeben und von der "Washington Post" analysiert wurden
Das Ergebnis der 24-jährigen Beschattung ist eine Akte, aus der nun 137 Seiten freigegeben und von der "Washington Post" analysiert wurden

Washington. Die Tageszeitung "Washington Post" hat enthüllt, dass das FBI den kolumbianischen Journalisten, Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger Gabriel García Márquez ausspioniert hat. Das Ergebnis der 24-jährigen Beschattung durch die zentrale Sicherheitsbehörde der USA ist eine Akte, aus der nun 137 Seiten freigegeben und von der "Washington Post" analysiert wurden.

Aus ihnen geht hervor, dass die Ermittlungen im Jahre 1961 mit der Einreise von García Márquez und seiner Familie in die USA begannen und 1985 endeten. Den Auftrag erteilte der damalige Direktor des FBI, J. Edgar Hoover. Der Hintergrund hierfür ist jedoch aus der Akte nicht ersichtlich.

Allerdings ist die Tatsache der Überwachung für den ältesten Sohn des Schriftstellers, Rodrigo García, an sich wenig überraschend. Er äußerte gegenüber der Tageszeitung, sein Vater habe in den 1960er-Jahren mehrfach erwähnt, dass Personen ihm gefolgt seien. "In Anbetracht der Tatsache, dass dieser kolumbianische Typ nach New York kommt, um ein kubanisches Nachrichtenagenturbüro (Prensa Latina) zu gründen, wäre es ungewöhnlich gewesen, wenn man ihn nicht beschattet hätte", erklärte er.

Ironischerweise sei sein Vater aber schon wenige Monate nach Ankunft in New York von Prensa Latina mit der Begründung, "nicht radikal genug zu sein", entlassen worden. Auch sei García Márquez nie Anhänger einer politischen Organisation gewesen. Er war aber Zeit seines Lebens ein enger Freund Kubas und des kubanischen Revolutionsführers Fidel Castro. Außerdem war er ein vehementer Kritiker der politischen Rolle der USA in Lateinamerika.

Mit Blick auf die Historie des FBI unter Führung Hoovers (1935-1972) wird deutlich, dass Tausende Leute ausspioniert wurden. Sie alle standen im Verdacht, Kommunisten, subversiv und radikal zu sein. Dabei scheint García Márquez vor allem in das Raster eines möglichen Radikalen gepasst zu haben und weniger ein Ziel für Kriminalermittlungen gewesen zu sein.

Gabriel García Márquez, auch "Gabo" genannt, verstarb 2014 im Alter von 86 Jahren in seinem Haus in Mexiko-Stadt, in dem er mit seiner Familie die letzten Jahrzehnte verbrachte. Weltberühmt wurde er mit seinen Romanen wie "Die Liebe in den Zeiten der Cholera" oder "Hundert Jahre Einsamkeit". Er galt als einer der bedeutendsten spanischsprachigen Schriftsteller und Linksintellektuellen Lateinamerikas.