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Ecuador: Spionageberichte von UC Global über Rafael Correa sollen an CIA gegangen sein

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Moreno übernahm am 24. Mai 2017 das Amt von seinem Parteigenossen Correa. Kurze Zeit später ließ er ihn ausspionieren
Moreno übernahm am 24. Mai 2017 das Amt von seinem Parteigenossen Correa. Kurze Zeit später ließ er ihn ausspionieren

Quito/Madrid. Ecuadors ehemaliger Präsident Rafael Correa (2007-2017) soll über mehrere Jahre durch die spanische Sicherheitsfirma Undercover Global Security Consulting (UC Global) ausspioniert worden sein. Das geht aus Recherchen der Zeitung El País hervor, die Einblick in Dokumente aus den Ermittlungen nehmen konnte.

Der Eigentümer der Firma, David Morales, ein ehemaliger Militär, wurde 2019 in Spanien verhaftet. Gegen ihn laufen Ermittlungen unter anderem wegen des Verdachts der Geldwäsche, Veruntreuung und Straftaten gegen die Privatsphäre.

UC Global wurde ursprünglich von der ecuadorianischen Regierung unter Correa mit der Sicherheit in der Botschaft des Andenstaates in London betraut, in der WikiLeaks-Mitbegründer Julian Assange 2012 Zuflucht suchte. Im Schatten ihres eigentlichen Auftrags belauschte die Firma damals mehrere Gespräche zwischen Assange und seinen Anwälten und Besuchern, kopierten die Daten ihrer elektronischen Geräte und gaben die erlangten Informationen an den US-Auslandsgeheimdienst CIA weiter. Im August 2022 verklagten deshalb Anwältinnen von Assange und zwei Journalisten den CIA, dessen Ex-Chef Mike Pompeo und UC Global. Im Juni dieses Jahres kamen weitere Details ans Licht, nachdem Daten auf dem Computer von Morales ausgewertet werden konnten.

Seit dem Ende seiner Amtszeit 2017 lebt Correa in Brüssel. Dort wurden UC Global Mitarbeiter als Bodyguards für den Ex-Präsidenten im Auftrag des ecuadorianischen Staates eingesetzt. Firmeninhaber Morales soll seine Mitarbeiter beauftragt haben, Berichte über Correa anzufertigen.

Konkret soll es um Treffen im Jahr 2018 mit weiteren ehemaligen Präsidenten Lateinamerikas Cristina Fernández de Kirchner (Argentinien), Luiz Inácio Lula da Silva und Dilma Rousseff (Brasilien) sowie José Mujica (Uruguay) gegangen sein. Die Ergebnisse der Bespitzelung seien an Correas Nachfolger und politischen Rivalen Lenín Moreno weitergeben worden. Als dieser den Vertrag mit dem Unternehmen für die Botschaft in London aufkündigte, fühlte sich Morales verraten. "Ich habe meinen Job für Sie aufs Spiel gesetzt (...), Sie haben mir sogar die Dinge zugespielt, die ich ihnen über Correa weitergegeben habe. Was denken Sie, was ich hier treibe?", schrieb Morales in einer von der spanischen Justiz abgefangenen E-Mail.

Neben diesen Vorgängen sind nun auch Berichte auf Englisch aufgetaucht, die an den CIA gegangen sein sollen. El País berichtet, dass auf einem sichergestellten Laptop bei nochmaliger Analyse mehrere Ordner mit dem Namen CIA gefunden wurden. Correa selbst habe die Zusammenarbeit mit UC Global im Mai 2019 beendet, nachdem er von einem seiner Leibwächter erfahren habe, dass Morales sie gebeten hatte, Berichte über seine persönlichen und politischen Aktivitäten anzufertigen.

Correa selbst ist überzeugt, dass die Spionagetätigkeiten bereits 2015 begannen, als er noch im Amt war. Zu dieser Zeit sollen die Handys seiner damals noch minderjährigen Töchter durch UC Global mit Trojanern infiziert worden sein. Die Trojaner ermöglichten die vollständige Kontrolle über ihre Nachrichten und Gespräche. Ihre Eltern wurden nicht informiert. "Allein diese Tatsache zeigt, dass diese Leute keine Grenzen oder Skrupel haben. Welches Interesse sollten sie an Minderjährigen haben, die keine politische Rolle spielen? Die indirekte Rolle: da es sich um meine Töchter handelt, versuchen sie, etwas Unerlaubtes, etwas gegen die Moral zu finden und uns damit zu erpressen", so der Ex-Präsident im Interview mit dem russischen Sender RT. Er forderte die spanische Justiz auf, den Fall vollständig aufzuklären und die Schuldigen konsequent zu verfolgen.