Südamerika verurteilt Angriff auf Libyen

Ecuadors Vizeaußenminister verweist auf weitgehende Ablehnung einer Intervention. Regierungsgegner ziehen Parallelen zu Lateinamerika

Quito. Mehrere Regierungen Südamerikas haben besorgt über den Angriff der französischen Luftwaffe auf Libyen reagiert. Die Staatenbündnisse ALBA und UNASUR hatten in den vergangenen Tagen und Wochen wiederholt auf eine friedliche Lösung des innenpolitischen Konfliktes in dem arabischen Staat gedrängt.

Noch am Freitag hatte Ecuadors Vizeaußenminister Kintto Lucas bekannt gegeben, dass die Staaten Südamerika "engen Kontakt" halten, um eine gemeinsame Position zu dem Geschehen in Libyen zu besprechen. "Wir beraten derzeit eine gemeinsame Erklärung gegen eine Intervention in Libyen", sagte der Diplomat. Ziel sei es, die Einhaltung des Völkerrechtes sowie die Selbstbestimmung des libyschen Volkes zu gewährleisten. Ausdrücklich sprach sich Lucas im Namen der ecuadorianischen Regierung "gegen die Einmischung ausländischer Kräfte oder gar eines Konglomerats ausländischer Staaten" aus.

Zu diesem Zeitpunkt liefen bereits die Vorbereitungen eines Angriffes, maßgeblich von Frankreich vorangetrieben. Auch diejenigen, die gegen die Verletzung von Menschenrechten in dem nordafrikanischen Staat vorgehen wollten, merkten nun, dass alle ihre Schritte eine militärische Intervention in Libyen begünstigt haben, merkte dazu der ecuadorianische Diplomat an.

Am Donnerstag hatte der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen in einer von Kontroversen überschatteten Sitzung mit zehn Stimmen und fünf Enthaltungen den Weg für einen Angriff auf Libyen geebnet.

In Südamerika war dieses Votum mehrheitlich auf Kritik gestoßen. Eine "Flugverbotszone" sei auch den Kriegen der NATO gegen Irak und auf dem Balkan vorangegangen, kommentierte Lucas. Der begonnene Krieg gegen Libyen stehe vor diesem Hintergrund in einer Reihe mit den Militäraktionen gegen Irak und Afghanistan, denn auch in diesem Fall stehe der Zugriff auf die Erdölressourcen im Vordergrund.

In den vergangenen Wochen hatten sich vor allem der ehemalige kubanische Staats- und Regierungschef Fidel Castro und der amtierende venezolanische Präsident Hugo Chávez gegen eine Intervention in Libyen ausgesprochen. Ihre Position gegen einen Angriff westlicher Staaten war beiden Politikern in der US-amerikanischen und europäischen Presse als Solidarisierung mit der Gaddafi-Führung ausgelegt worden.

Indes zogen Stimmen in der konservativen Presse Lateinamerikas eine Parallele zu den Konflikten zwischen linksgerichteten Staatsführungen und ihren Gegnern in Lateinamerika. In der kolumbianischen Tageszeitung El Tiempo äußerte ein Kommentator die Hoffnung, dass auch im Falle Kubas, Venezuelas und Nicaraguas "die stille Unterstützung der diktatorischen Despotismus" eine Ende findet.