Venezuela / Deutschland

"Revolutionäre Energie mitnehmen"

Mitglieder von Linksfraktion und Linke.SDS-Studierendenverband zu Gast in Venezuela

Caracas. Es soll der Auftakt für tiefere Beziehungen sein: Die Linksfraktion-Abgeordneten Nele Hirsch und Dorothée Menzner sind am Dienstag in der venezolanischen Nationalversammlung empfangen worden und mit mehreren Abgeordneten zusammengetroffen. Mario Isea, Vorsitzender der parlamentarischen Freundschaftsgruppe mit Deutschland, begrüßte die Besucherinnen herzlich. Begleitet wurden die Abgeordneten von einer 30-köpfigen Delegation des parteinahen Studierendenverbandes Die Linke.SDS, die sich derzeit zu einer dreiwöchigen Rundreise in Venezuela befindet. Während der Plenarsitzung der Nationalversammlung richtete Parlamentspräsidentin Cilia Flores Grußworte an die anwesenden deutschen Abgeordneten und Studenten.

Vorher konnte sich die bildungspolitische Sprecherin der Linksfraktion Nele Hirsch mit der Vorsitzenden der Bildungskommission der Nationalversammlung, María Briceño de Queipo, austauschen. Diese wolle nun den Bildungsausschuss des Bundestages nach Venezuela einladen, berichtete Hirsch nach dem Treffen. Nele Hirsch ist Vertreterin der Linksfraktion in dem Gremium. Sie hoffe, dass auch die Abgeordneten der anderen Parteien ein entsprechendes Angebot annehmen werden und die Chance nutzen, sich über die Errungenschaften des bolivarischen Prozesses im Bildungsbereich vor Ort ein Bild machen zu können.

Hirsch hatte bereits am Vortag an einem Besuch der bolivarischen Universität in Caracas teilgenommen. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Dorothée Menzner und den Vertretern des Studierendenverbandes diskutierte sie mit Studierenden und Vertretern der 2003 für die breite Bevölkerung geschaffenen Hochschule. Begrüßt wurden die Gäste in der Universität auch von dem Direktor für internationale Kooperation des Ministeriums für höhere Bildung, Edgar Antonio Ramírez. Der Besuch öffne die Tür für die Schaffung von direkten Kontakten mit Deutschland im sozialen und kulturellen Bereich, so der Ministeriumsvertreter hoffnungsvoll. Auch an einer Zusammenarbeit mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung besteht in Venezuela großes Interesse. Bisher gibt es keine offiziellen Kontakte zur Stiftung der Linken, geschweige denn ein Büro der Stiftung in Venezuela. Die Einrichtung einer ständigen Vertretung könnte nach den Gesprächen aber näher rücken.

Bereits kurz nach ihrer Ankunft war Nele Hirsch am vergangenen Sonntag der Einladung von Venezuelas Präsident Hugo Chávez gefolgt, an seiner wöchentlichen Fernsehshow "Aló Presidente" teilzunehmen. Auf der Ranch El Yagual nahe der kolumbianischen Grenze, wo die Live-Sendung stattfand, übermittelte sie solidarische Grüße aus Deutschland. "Ich würde gerne etwas von der revolutionären Energie mit nach Deutschland nehmen," betonte Hirsch dann am Dienstag gegenüber venezolanischen Vertretern. Am Mittwoch sind zu der Delegation noch der Bundestagsabgeordnete Paul Schäfer und Janine Wissler, Mitglied der neuen Fraktion der Linken im Hessischen Landtag, dazu gestoßen.

Die studentischen Teilnehmer der Delegationsreise haben bei ihrem Aufenthalt vor allem Schritte hin zu mehr direkter Demokratie und Mitbestimmung der Bevölkerung im Blick. "Uns interessiert besonders, in welcher Weise die Reformen teilweise sogar die kapitalistischen Eigentumsverhältnisse in Frage stellen," erklärte Robert Blättermann aus Erfurt. Die Beschäftigung mit dem Sozialismusversuch in Venezuela werde den Teilnehmern Kraft und Hoffnung für eigenes politisches Handeln gegen den Neoliberalismus in Deutschland geben. "Denn die Eigentumsfrage müssen wir auch hier stellen," betonte der Studierendenvertreter. Vorstandsmitglied Erik Richter äußerte die Hoffnung, "dass unsere Erlebnisse und Erfahrungen in Venezuela auch der Linken in Deutschland Inspiration und Mut im Kampf für eine sozialistische Gesellschaft geben."