Berlin. In dieser Woche erschien die aktuellste Ausgabe der Lateinamerika-Nachrichten (LN) mit einem Themenschwerpunkt zu den lateinamerikanischen Filmen auf der Berlinale. Sieben Besprechungen von Filmen aus Kolumbien, Brasilien, Bolivien, Mexiko und Argentinien bieten eine Orientierung zu den wichtigsten Beiträgen. Dass die Redaktion mit El vuelco del cangrejo und Retrados en un mar de mentiras die beiden kolumbianischen Filme prominent positioniert, liegt nicht nur daran, dass das Land ein Außenseiter in der Filmproduktion ist: Die Rezensionen versprechen inhaltlich und ästhetisch anspruchsvolles Kino. Wer die Kritiken allerdings lesen will, um sich für eine Vorstellung zu entscheiden, sollte das Heft sofort bestellen, denn die Berlinale startete am gestrigen Donnerstag.
Neben dem cineastischen Schwerpunkt bieten die LN wie immer einen soliden Überblick über die politischen Entwicklungen der letzten Wochen. Überblicksartikel und Interviews von Argentinien (Rechtsanwalt Wolfgang Kaleck bespricht das Jahr 2010 als das Jahr der Prozesse gegen die Verbrechen der Militärdiktatur) bis Venezuela (Konfrontation zwischen Regierung und Opposition). Aus der deutschsprachigen Presse ragen heraus ein Hintergrund zu den Aktivitäten der Guerilla EPP und der Regierung Lugo in Paraguay sowie ein Interview mit inhaftierten Aktivistinnen und Aktivisten der Bewegungen gegen private Stromunternehmen in Mexiko.
Länderübergreifend stellen die LN eine Übersicht über die neuen Mediengesetze auf dem Kontinent vor. Der Beitrag von Nils Brock konzentriert sich auf die schwierigen Bedingungen Freier- und Kommunitärer Radios in Argentinien, Brasilien und Chile, und wählt damit eines der interessantesten Themen der lateinamerikanischen Medienkultur. Leider fanden Bolivien, Ecuador und Venezuela keinen Platz in dem Beitrag, obwohl sich ausgerechnet deren Regierungen einer Unterstützung der Freien- und Kommunitären Medien verschrieben haben. Für eine internationale Debatte ist außerdem die kritische Bilanz der Lateinamerika-Politik der Obama-Administration spannend, für die Tom Beier Stimmen aus Wissenschaft und Politik gesammelt hat, die unisono zu einer ernüchternen Bilanz zusammenfinden.
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