Honduras

Die zwei Wahrheiten von Honduras

Staatsführung setzt Wahrheitskommission über die Verbrechen nach dem Putsch ein, Widerstandsbewegung gründet ein weiteres Gremium

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Die zwei Wahrheiten von Honduras
Soll Lobos Wahrheit bestätigen: Konservativer Eduardo Stein

Tegucigalpa. Zwei Wahrheitskommissionen, eine offizielle und eine alternative von Oppositionellen und Menschenrechtsverteidigern, werden den Militärputsch in Honduras vom 28. Juni vergangenen Jahres untersuchen.

Das erste dieser beiden Gremien wurde am gestrigen Dienstag durch Staatschef Porfirio Lobo in Gegenwart des Generalsekretärs der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS), José Miguel Insulza, eingesetzt. Die zweite Kommission, die von Vertretern der Menschenrechtsplattform einberufen wurde, soll unter anderem aus Persönlichkeiten wie den Friedensnobelpreisträgern Rigoberta Menchú (Guatemala) und Adolfo Pérez Esquivel (Argentinien) bestehen.

Zur Teilnahme an der Gruppe, die sich am 28. Juni konstituieren wird, wurden zudem die Argentinierin Nora Cortiña von der Organisation der Großmütter von der Plaza de Mayo, die Ordensfrau Elsy Monge und der Holländer Theo Van Boven vorgeschlagen.

Die Koordinatorin des Honduranischen Komitees von Angehörigen Verschwundener Verhafteter (COFADEH), Bertha Oliva, bekräftigte am Vorabend, dass die alternative Kommission weder mit dem Regierungsgremium konkurriere, noch danach strebe, die Legitimität dieses Gremiums in Frage zu stellen.

Die alternative Kommission stütze sich vielmehr auf die Forderungen der Opfer von Rechtsverletzungen seit dem Putsch. Sie stelle zudem eine Initiative dar, die von der Nationalen Front des Volkswiderstandes, dem zentralen Gremium der Demokratiebewegung, unterstützt werde.

Zum offiziellen Regierungsakt am Dienstag waren der stellvertretende US-Staatssekretär für die Westliche Hemisphäre, Craig Kelly, und Víctor Rico, Bevollmächtigter für politische Angelegenheiten der OAS, angereist.

Nach Beendigung ihrer Arbeit wird die staatliche Wahrheitskommission einen Bericht vorlegen. Die vertraulichen oder als geheim eingestuften Informationen werden jedoch erst nach zehn Jahren öffentlich gemacht. Die Arbeitsgruppe wird vom ehemaligen guatemaltekischen Vizepräsidenten Eduardo Stein geleitet und über vier weitere Mitglieder, eine Peruanerin, einen kanadischen Unternehmer und zwei Honduraner verfügen.


Bildquelle: clas.berkeley.edu