Kolumbien: Warum E10 nicht nur dem Motor schadet

Potsdam: Themenabend Entwicklungspolitik "Kolumbien"

mit Philipp Naucke: wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Philipps-Universität Marburg, promoviert über Strategien und Handlungsmöglichkeiten der Zivilbevölkerung in gewaltsamen Konflikten und arbeitet seit mehreren Jahren zu und in Kolumbien.

Der Biokraftstoff  E10 wird aus Biomasse hergestellt, deren Grundlage nachwachsende Rohstoffe, wie z.B. Ölpflanzen, sind. Zu den ertragreichsten Ölpflanzen gehört die afrikanische Ölpalme, die in tropischen Klimazonen wächst. Durch die Beimischungsquote, die 2009 von der EU beschlossen wurde und nach der Biokraftstoff zu 10 Prozent dem fossilen Kraftstoff beigemischt werden muss, ist die Nachfrage nach Palmen-Öl rasant gestiegen. Infolgedessen kam es in den Anbau-Ländern zu einer Nutzungs- und Flächenkonkurrenz zwischen dem Ölpalmen-Produzenten und Produzenten anderer landwirtschaftlicher Produkte, deren deutlichster Ausdruck stark erhöhte Nahrungsmittelpreise waren.

Kolumbien ist zurzeit der fünftgrößte Ölpalmen-Produzent der Welt und weitet seine Produktion stetig aus. Die Ölpalmen-Produktion zeigt auch hier eine Verdrängung anderer landwirtschaftlicher Produkte, insbesondere von Nahrungsmittel, hat aber im Kontext des anhaltenden Gewaltkonfliktes für die lokale Landbevölkerung noch wesentlich weitgehendere Folgen. Da die Landbevölkerung häufig keine Landtitel besitzt, versuchen Ölpalmen-Produzenten entweder über Strohmänner Land zu kaufen oder die Bevölkerung gleich durch die Unterstützung paramilitärischer Gruppen zu vertreiben. Neben den bereits existierenden Gefahren, wie anhaltende Gefechte, Präsenz verschiedener bewaffneter Gruppen, ständige Bedrohungen etc., kommt durch die Ausweitung der Ölpalmen-Produktion eine neue Herausforderung für die lokale Bevölkerung hinzu, da sie nicht nur Vertreibung verursacht und fördert, sondern auch verstetigt.

Im Vortrag soll die hier skizzierte Entwicklung am Beispiel Kolumbiens dargestellt werden. Wobei insbesondere den Handlungsoptionen und Strategien der lokalen Bevölkerung gegen Kolumbien diese Entwicklung zu widerstehen, besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden soll.

Alle Interessierte sind eingeladen danach mit dem Referenten zu diskutieren welche Handlungsoptionen hier in den Konsumentenländern“ bestehen um eine nachhaltige Entwicklung in Kolumbien zu unterstützen.

18:00 Uhr
Kolumbianisches Essen, Musik und Infostände

19:00 Uhr
Vorträge, Filme und Bilder aus Kolumbien

20:30 Uhr
Diskussionen und Projekte

Termindaten
Datum: 16.06.2011, 18:30
Stadt: Potsdam
Veranstaltungsart: Vortrag und Diskussion
Veranstaltungsort: Projekthaus Potsdam, Rudolf-Breitscheid-Str. 164, 14482 Potsdam (S-Bahnhof Griebnitzsee)
Veranstalter: tierra-unida/Projekthaus Potsdam