Kolumbien: Kriminalisierung sozialer Bewegungen

Berlin: Tagesseminar mit Miriam Futterlieb, Ethnologin mit dem Schwerpunkt Lateinamerika. 2009 bis 2011 war sie im Rahmen der Peace Brigades International in Kolumbien tätig

Kolumbien, ein Land in dem seit vielen Jahren Krieg herrscht. Seit Ende der 1970er Jahre haben paramilitärische Gruppen zehntausende Menschen ermordet, Vertreter/innen von Parteien und Gewerkschaften hingerichtet und Millionen von Kleinbauern vertrieben. Dahinter stehen ökonomische wie politische Interessen. So wurden Regionen mit hohem Aufkommen an Bodenschätzen entvölkert und sich zur Wehr setzende Bevölkerungsteile eingeschüchtert. Große Teile des kolumbianischen Landes wurden an transnationale Konzerne – v.a. Bergbau- und Ölkonzerne – verkauft oder verpachtet.

Die kriegerische Auseinandersetzung in Kolumbien ist ein Beispiel für Entgrenzung und "Outsourcing" von Gewalt. Involviert in die Konflikte sind sehr unterschiedliche Akteure mit je spezifischen Interessen. Als Gruppen zu nennen sind Paramilitär, Militär, Drogenhändler, Vertreter Transnationaler Konzerne, Kleinbauern, Guerilleros, Studierende, Indigene, Flüchtlinge u.v.m., die sich in Kolumbien organisieren. Die Unterschiede in Bezug auf Lebensalltag, Interessen und Selbstorganisierung zwischen Stadt und Land wie auch entlang von (sozialer) Herkunft sind groß.

Kolumbien ist auch ein Land der sozialen Bewegungen. In den Städten wie aber auch auf dem Land organisieren sich Menschen, um gegen Privatisierungen, Landverkäufe, Verfolgungen und Menschenrechtsverletzungen, Umstrukturierungen der Hochschulen u.v.m. zu protestieren. Der soziale Protest ist neben Kriminalisierungen immer wieder Versuchen der Spaltung ausgesetzt und musste in den letzten Jahren erst lernen, diesen Versuchen, gegeneinander ausgespielt zu werden, zu begegnen.

In diesem Tagesseminar werden in einem ersten Schritt die Hintergründe des kriegerischen Konflikts erläutert, eine kleine historische Einführung gegeben und die aktuellen Akteursgruppen benannt. In einem zweiten Schritt werden die sozialen Bewegungen und die damit verbundenen Forderungen und Problemlagen vorgestellt. Abschließend wird der Aspekt der Verfolgung und Kriminalisierung aufgegriffen.

Diese Veranstaltung wird realisiert aus Mitteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin
Teilnahme frei. Anmeldung unter: global@bildungswerk-boell.de

Termindaten
Datum: 10.03.2012, 10:30 - 17:30
Stadt: Berlin
Veranstaltungsart: Informationsveranstaltung
Veranstaltungsort: Werkstatt der Kulturen, Wissmannstr. 32, 12049 Berlin
Veranstalter: Bildungswerk Berlin der Heinrich-Böll-Stiftung