Berufsverbot für Richterin die Ex-Diktator wegen Genozid verurteilte

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Die Richterin Yasmin Barrios
Die Richterin Yasmin Barrios

Guatemala-Stadt. Das Ehrengericht der guatemaltekischen Anwaltskammer hat am 5. April entschieden, der Richterin Yasmin Barrios für ein Jahr ihr Mandat zur Berufsausübung zu entziehen und verhängte eine Geldstrafe von umgerechnet 500 Euro gegen sie. Barrios war die verantwortliche Richterin bei der Verurteilung des ehemaligen guatemaltekischen Diktators Ríos Montt zu 80 Jahren Haft im Mai 2013.

Moisés Galindo, der Anwalt von Ríos Montt, hatte Anzeige gegen Barrios vor dem Ehrengericht erstattet, da er sich von der Richterin am ersten Prozesstag des sogenannten Völkermordprozesses "erniedrigt”  gefühlt habe. Dagegen war es laut Presseberichten der Verteidiger des ehemaligen Diktators, der während des Prozesses das Tribunal beschimpfte und bedrohte

Der Beschluss der Anwaltskammer wurde von verschiedenen Seiten scharf kritisiert. So argumentierte die Internationale Juristenkommission, dass die Mandatsentziehung unzulässig sei, da das Ehrengericht der Anwaltskammer gar keine Entscheidungsbefugnis diesbezüglich habe. Zuvor hatte bereits vor einem Jahr die zuständige Stelle des Justizapparates eine derartige Entscheidung abgelehnt.

Yasmin Barrios betonte in einem Interview mit der mexikanischen Zeitung La Jornada, dass sie nur ihre Funktion als Richterin erfüllt habe. Von der US-Regierung wurde ihr im März als eine von zehn Frauen der "International Women of Courage Award" verliehen. Neben dem Völkermordprozess war sie auch die verantwortliche Richterin bei der Verurteilung des Mörders von Erzbischof Gerardi. Dieser war nur wenige Tage nach der Veröffentlichung des Wahrheitsberichtes der katholischen Kirche über den Bürgerkrieg ermordet worden. Während dieses Prozesses wurde ihr Haus mit einer Handgranate angegriffen. Auch während des Völkermordprozesses wurden Richter und Staatsanwälte massiv eingeschüchtert und bedroht.