Venezuela

Oppositioneller "Qualitätsjournalismus"

Samstag, 30. August 2008 in Venezuela, 9 Uhr morgens. Der Fernsehsender Globovisión strahlt wie üblich seine "Nachrichten"-Sendung aus.

Die venezolanische Opposition beklagt immer wieder mangelnde Pressefreiheit in ihrem Land. Die Regierung und soziale Organisationen widersprechen dem vehement. Nachfolgend dokumentieren wir den Bericht eines amerika21.de-Unterstützers, der sich momentan in Venezuela befindet, über eine Nachrichtensendung des privaten Fernsehsenders Globovisión.

In deren "Nachrichten" steht die Opposition und die Oberschicht im Mittelpunkt und der Vorwurf mangelnder Pressefreiheit wird konterkariert. Die Beschreibung steht exemplarisch für die tägliche Propaganda der Oppositionsmedien, die wohlgemerkt in der deutschen und internationalen Presse oft als "unabhängige" Quellen zitiert werden.


Erste Meldung. Der Nachrichtensprecher kündigt eine Kundgebung der Opposition an. Sie wird eine Stunde später auf dem Plaza Brión in Chacaíto, einem Stadtteil im Osten der Hauptstadt Caracas, beginnen. Sie richtet sich, wie der Journalist informiert, gegen die 26 Gesetze, die Präsident Hugo Chávez Ende Juli mit seinen auslaufenden Vollmachten verabschiedet hat. Einblendung: Ein Vertreter der Opposition ruft auf einer Pressekonferenz dazu auf, gegen die seiner Meinung nach verfassungswidrigen Gesetze zu protestieren. Wieder im Studio: Der Nachrichtensprecher kündigt eine kurze Pause an.

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Zweite Meldung. Der Nachrichtensprecher berichtet von einer Pressekonferenz der Jugendorganisation von COPEI, einer der beiden Parteien, die bis 1998 über 40 Jahre das Land regiert haben, heute jedoch politisch bedeutungslos sind. Die Pressekonferenz richtet sich gegen die 26 Gesetze, die Präsident Hugo Chávez Ende Juli mit seinen auslaufenden Vollmachten verabschiedet hat. Einblendung: Drei Jugendliche sitzen vor einem Mikrofon des Senders - andere Sender waren wohl nicht gekommen - und wettern gegen die Verfassungswidrigkeit der Gesetze und das Ende der Demokratie. Wieder im Studio: Der Nachrichtensprecher kündigt eine kurze Pause an.

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Dritte Meldung. Der Nachrichtensprecher berichtet von einer Kundgebung der Oppositionspartei Primero Justicia im Bundesstaat Carabobo. Die Kundgebung richtet sich gegen die 26 Gesetze, die Präsident Hugo Chávez Ende Juli mit seinen auslaufenden Vollmachten verabschiedet hat. Einblendung: Etwa zehn bis fünfzehn Oppositionelle protestieren vor den Kameras gegen die ihrer Meinung nach verfassungswidrigen Gesetze. Wieder im Studio: Der Nachrichtensprecher kündigt eine kurze Pause an.

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Vierte Meldung. Der Nachrichtensprecher berichtet von einer Gefängnisrevolte im Bundesstaat Zulia. Einblendung: Chaos auf einer Straße, Polizisten im Einsatz. Ein Sprecher erklärt, dass mehrere Menschen getötet wurden. Wieder im Studio: Der Nachrichtensprecher kündigt eine kurze Pause an.

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Fünfte Meldung. Der Nachrichtensprecher berichtet von Anwohnerprotesten in Las Palmas, einem wohlhabenden Stadtteil in Caracas. Einblendung: Bürgerinnen und Bürger beklagen sich über den Zustand der Straßen in ihrem Viertel und die mangelnde Sicherheit. Als Schuldige wird schnell die Nationalregierung ausgemacht. Wieder im Studio: Der Nachrichtensprecher...