Kolumbien

Lizenz zum Verhandeln

Kolumbiens Präsident Uribe ernennt zwei neue Unterhändler für die Verhandlungen mit den FARC

Bogotá. Der kolumbianische Präsident Álvaro Uribe ernannte am Freitag (2.5.2008) zwei neue Unterhändler für die Verhandlungen mit der Guerilla "Kolumbiens Revolutionäre Streitkräfte" (FARC). Dabei handelt es sich um den Ex-Minister und ehemaligen Präsidentschaftskandidaten Álvaro Leyva und den Journalisten Carlos Lozano. Ihre Aufgabe wird sein, die Kontakt zur linken Guerilla wiederherzustellen, damit beide Seiten über den Austausch von gefangenen FARC-Guerilleros gegen Geiseln verhandeln können.

Die beiden neuen Unterhändler sollen mit den Sondergesandten aus Spanien, Frankreich und der Schweiz bei der Lösung des kolumbianischen Gefangenendramas zusammenarbeiten. Das kündigte Uribe im Interview mit dem Sender Colmundo Radio an. Alvaro Leyva gehörte der konservativen Partei an, die er aber verließ, als diese Uribes Wiederwahl unterstützte. Er arbeitete bereits als Unterhändler für Uribe. Carlos Lozano ist Chefredakteur der Wochenzeitung "La Voz" und gehört der Kommunistischen Partei Kolumbiens (PCC) an. Er trat schon seit längerem für einen humanitären Gefangenenaustausch ein und kritisierte sehr den Kriegskurs des Präsidenten.

Uribes Politik führte am 1. März zum Angriff der kolumbianischen Armee mit US-Unterstützung auf den Chefunterhändler und zweiten Mann der FARC, Raúl Reyes, der bei der Kommandoaktion starb. Die Guerilla brach alle Kontakte zu ihren Mittelsleuten ab. Seitdem verfügen weder der venezolanische Präsident Hugo Chávez noch die kolumbianische Senatorin Piedad Córdoba über einen direkten Draht zur FARC. Der Überfall auf Reyes verhinderte die Freilassung der kolumbianisch-französischen Präsidentschaftskandidatin Ingrid Betancourt. Die Politikerin befindet sich seit sechs Jahren in den Händen der FARC. Für ihre Freilassung setzt sich besonders Frankreichs Staatschef Nicolas Sarkozy ein. Seine Diplomaten scheiterten aber, als sie versuchten, Betancourt im Alleingang - ohne Chávez und Córdoba - frei zu bekommen. Daraufhin startete das französische Außenministerium eine neue Initiative, um die angeblich schwerkranke Betancourt heimzuholen.

Vor diesem Kontext muss Uribes neuerliche Aktion gesehen werden. Paris ließ über Medien verlauten, es wäre gern gesehen, wenn Chávez wieder in den Verhandlungsprozeß involviert würde. In Zusammenarbeit mit Córdoba war es ihm gelungen, dass die FARC bis Januar sieben Personen freiließ.