Kolumbien / Ecuador / USA

USA waren an Überfall auf Ecuador beteiligt

Untersuchungsbericht: ehemaliger US-Stützpunkt in Manta war elementar für kolumbianischen Angriff im Nachbarland 2008

Quito. Die ecuadorianische Untersuchungskommission für den Überfall der kolumbianischen Armee auf ein Lager der FARC-Guerilla auf dem Territorium von Ecuador hat am Donnerstag (Ortszeit) ihren Untersuchungsbericht vorgelegt. Darin wird festgestellt, dass Geheimdienstinformationen, die von US-Militärs auf dem damaligen US-Luftwaffenstützpunkt Manta im Norden Ecuadors an Kolumbien weitergegeben worden waren, entscheidend für die Durchführung des Anschlages am 1. März 2008 waren. Dabei wurden mindestens 25 Menschen getötet, darunter auch vier mexikanische Studenten.

Mit Hilfe der Informationen der US-Armee konnte demnach das Camp des stellvertretenden FARC-Chefs Raul Reyes aufgespürt werden, der bei dem Angriff ebenfalls ums Leben kam. Die vorgelegten Untersuchungsergebnisse wurden sowohl von der kolumbianischen Militärführung wie der US-Botschaft in Ecuadors Hauptstadt Quito umgehend dementiert. Allerdings haben führende kolumbianische Regierungsbeamte der US-amerikanischen Nachrichtenagentur AP bestätigt, dass US-Aufklärungsflugzeuge die Informationen für die Militäraktion geliefert hätten. Die damalige Verletzung der Souveränität von Ecuador hatte zu ernsten Spannungen in der Region geführt.

Die USA beharren weiter darauf, dass die Aufgabe ihrer Militärpräsenz in Ecuador allein der Kampf gegen Drogenhandel gewesen sei. Die Untersuchungskommission sieht durch ihre Erkenntnisse nun jedoch eine Bestätigung für eine darüberhinausgehende illegale Nutzung der Militärbasis. Damit sei auch die Nichtverlängerung des Vertrages mit dem US-Militär in Ecuador gerechtfertigt, heißt es im Bericht. Im September war die 1999 eröffnete US-Basis an der Pazifikküste endgültig geschlossen worden.

Mit dem gleichen Vorwand der Drogenbekämpfung will Washington nun gleich sieben kolumbianische Stützpunkte als Ersatz für Manta nutzen. Das Pentagon hatte im Mai in einer Kongress-Vorlage betont, dass die Basen hervorragend für "umfassende Operationen" auch gegen "Anti-US-Regierungen" geeignet seien. Dies hatte großen Protest in der Region hervorgerufen. Unter anderem Brasilien und Venezuela verurteilten das Ende Oktober zwischen Kolumbien und den USA unterzeichnete Militärabkommen scharf.

Venezuelas linksgerichteter Präsident Hugo Chávez hatte deshalb zudem die diplomatischen Beziehungen mit dem Nachbarland auf Eis gelegt. Die massive Aufstockung der US-Präsenz in Kolumbien sieht das Öl-reiche Venezuela als ersten Schritt in Richtung eines Angriffes. Während die USA unterdessen versuchen, ihre wahren Absichten durch eine Änderung der ursprünglichen Kongressvorlage zu verschleiern, bestätigt der 131 Seiten starke ecuadorianische Bericht erneut die Befürchtungen der Nachbarländer, dass die US-Basen in der Region offensichtlich auch der Spionage und Kriegsvorbereitung dienen und keinesfalls auf den Antidrogenkampf beschränkt sind.


Einen aktuellen Beitrag der US-venezolanischen Rechtsanwältin Eva Golinger zu den kürzlich geänderten Pentagon-Papieren finden Sie in unserer Rubrik "Hintergrund & Analyse".