Honduras

Widerstand gegen Putschisten wächst weiter

Soziale Bewegungen erhöhen Druck auf Regime. Umfrage bestätigt Unterstützung für Zelaya. Micheletti bietet Amtsverzicht unter Bedingungen an

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Widerstand gegen Putschisten wächst weiter
Tausende marschieren am Mittwoch auf den Hauptstraßen in Tegucigalpa gegen den Putsch.

Tegucigalpa. Die Proteste gegen den Putsch in Honduras reißen auch nach fast drei Wochen seit dem Sturz des legitimen Präsidenten Manuel Zelaya nicht ab. Am Mittwoch waren erneut Tausende auf der Straße, um für die Wiederherstellung der verfassungsmäßigen Ordnung und die Rückkehr Zelayas einzutreten. Die sozialen Bewegungen haben am heutigen Donnerstag wieder im ganzen Land zu Demonstrationen, Streiks und umfangreichen Straßenblockaden aufgerufen. In Koordination mit Partnern aus den Nachbarländern El Salvador und Nicaragua sollen zudem die Grenzen blockiert werden.

Die Putschisten scheinen unterdessen zunehmend nervös zu werden. Die erst am Sonntag beendete nächtliche Ausgangssperre wurde am Mittwoch aus Angst vor dem Widerstand prompt wieder aufgelegt, allerdings vorerst nur für eine Nacht. Es ist aber damit zu rechnen, dass sie weiter verlängert wird.

Während pro-putschistische Medien mit Unterstützung internationaler Agenturen zu Anfang der Woche die Konsolidierung der Putschregierung suggerieren wollten, so werden sie nun offenbar von der Realität eingeholt. Die stolz verkündete Komplettierung des "Kabinettes" von Putschistenführer Roberto Micheletti ist spätestens seit dem Rücktritt des Innenministers Enrique Ortéz Colindres hinfällig. Dieser war erst am Montag ernannt worden. Dazu steigt der Widerstand in der Liberalen Partei, der sowohl Zelaya wie Micheletti angehören. Von der Basis aus formiert sich die Front der Zelaya Anhänger, die sich offen gegen ihre putschistische Führung wenden.

Zelaya hat großen Rückhalt in Bevölkerung

Die Nachrichtenagentur Reuters meldet zudem unter Berufung auf eine aktuelle Umfrage, dass sich 46 Prozent der Befragten für eine Rückkehr Zelayas in den Präsidentenpalast aussprechen. 30 Prozent plädieren demnach für einen Verbleib von Micheletti. Dieser hatte am Mittwoch überraschend seinen Rücktritt angeboten und gab damit offenbar dem internationalen Druck nach. Der Generalsekretär der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS), José Miguel Insulza, begrüßte das Angebot umgehend als "Fortschritt".

Allerdings relativierte Micheletti gleich wieder: er gehe nur, wenn auch Zelaya auf das Präsidentenamt verzichte. Doch der international anerkannte Präsident von Honduras hat in den letzten Tagen wiederholt deutlich gemacht, dass er sein Amt nicht freiwillig nieder legen werde. Micheletti dagegen schließt eine Rückkehr von Zelaya an die Macht kategorisch aus.

Somit scheinen die Fronten zwischen beiden Parteien vor den am Wochenende in Costa Rica geplanten Gesprächen verhärtet. Vermittler Óscar Arias, der Präsident Costas Ricas, versuchte sich am Donnerstag Vormittag (Ortszeit) mit einem Vorstoß für eine "Regierung der nationalen Versöhnung" zur Überwindung des Konfliktes - allerdings auch mit der Betonung, dass diese nur unter Führung Zelayas gebildet werden könne.

Vertreter des legitimen Präsidenten schauen skeptisch auf die Gespräche, während die sozialen Bewegungen sich keinerlei Fortschritt versprechen. Sie beharren auf der Rückkehr Zelayas und fordern weiter die Abhaltung einer Volksabstimmung über die Einberufung einer verfassungsgebenden Versammlung, die durch den Putsch verhindert wurde.

Bildquelle: ABN