Brasilien / Honduras

Erneuter Angriff auf brasilianische Botschaft

Gebäude von Tränengas eingehüllt. Sicherheitsrat verurteilt De-facto-Regime

Tegucigalpa. Am heutigen Freitagnachmittag (Ortszeit) griffen Polizeikräfte in Honduras zum wiederholten Mal die brasilianische Botschaft an. Etwa 700 Polizisten halten das Gebäude, in dem sich seit Montag der gewählte Präsident Manuel Zelaya aufhält, blockiert und schießen Tränengasgranaten über die Mauer.

Nach Berichten lokaler Medien ist das Gebäude in Tränengasschwaden gehüllt. Gegenüber dem spanischen Kanal Onda Cero erklärte Präsident Manuel Zelaya, dass er sich nur noch mit einem Atemschutzgerät im Gebäude bewegen kann. Die Telefonleitungen in das Gebäude sind weiterhin unterbrochen. Unterstützer des rechtmäßigen Präsidenten befürchten, dass das De-facto-Regime des liberalen Politikers Roberto Micheletti die Erstürmung der diplomatischen Vertretung vorbereitet.

Unmittelbar vor diesem erneuten Angriff hatte der Sicherheitsrat der UNO auf einer Dringlichkeitssitzung die Angriffe auf die Botschaft verurteilt und das Regime in Tegucigalpa aufgefordert, die Blockade des Gebäudes sofort aufzuheben. Die Vorsitzende des Gremiums, Susan Rice, erklärte, das Micheletti-Regime müsse die Versorgung der Personen auf dem Botschaftsgelände sicherstellen. Wasser, Lebensmittel und Gegenstände des täglichen Bedarfs sollten sofort in die Vertretung gebracht werden. Außerdem müssten die Kommunikationsverbindungen wiederhergestellt werden.


Ein Interview mit dem Priester Andres Tamayo, der sich mit Präsident Zelaya in der brasilianischen Botschaft befindet, können Sie hier hören.


Das internationale Menschenrechtsobservatorium, ein Zusammenschluss von rund einem Dutzend Organisationen aus Europa und Lateinamerika, informierte am Samstag über die Gase, mit denen die Botschaft durch das Militär beschossen wurde. Die Angaben stützen sich auf eine Analyse der Rückstände durch den Mediziner Mauricio Castellano. Der Experte konnte Ammoniakverbindungen nachweisen, die dem Bericht zufolge als Basis für Reizgase verwendet werden. Zudem konnte Castellano Spuren von Blausäure nachweisen. Die Konzentration habe bis zu 200 ppm (parts per million) betragen.

Durch Blausäure kommt die Zellatmung zum Erliegen. Im schlimmsten Fall folgt der "innere Erstickungstod". Bei geringen Dosierungen treten Atemnot, Kopf- und Bauchschmerzen, Schwindel, Erbrechen, Krämpfe und Bewusstseinsverlust auf. Über einige dieser Symptome hatten sich die Opfer des Gasangriffes in der Botschaft beklagt.