Caracas. Angesichts der in diesem Jahr anstehenden Parlamentswahlen in Venezuela haben führende Vertreter des Bolivarianischen Prozesses und der PSUV öffentlich harte Kritik an der politischen Entwicklung im Land geäußert. Am vergangenen Wochenende bezeichnete Alberto Müller Rojas die Bürokratisierung der venezolanischen Gesellschaft als wichtigsten Feind der Bewegungen, welche die bolivarische Revolution unterstützen. Bei seiner Rede auf dem Außerordentlichen Kongress des PSUV erklärte das Mitglied der Nationalen Leitung der Partei: "Heute müssen wir die bürokratische Praxis mehr fürchten als die Aktionen von Teilen der Opposition." Sein Beitrag war Teil der Grundsatzdebatte der sozialistischen Partei.
Bereits im Dezember war der Diplomat Roy Chaderton in einem viel beachteten Kommentar für das Internet-Portal aporrea hart mit dem bolivarischen Prozess ins Gericht gegangen. In dem Text, den amerika21.de hier ungekürzt auf Deutsch dokumentiert, kritisierte Chaderton in scharfen Worten eine verfehlte Personalpolitik, Bürokratisierung sowie Korruption und forderte eine Stärkung von ethischen Werten und Zivilcourage. Zwar strich Chaderton auch die großen Erfolge des Prozesses hervor und griff die "putschistische" Opposition an. Allerdings machte er für eine mögliche Niederlage bei den Parlamentswahlen vor allem "Dummheit und Verbrechen" in den eigenen Reihen verantwortlich.
Roy Chaderton arbeitet bereits seit 1969 als Christdemokrat im venezolanischen Außenministerium, wo er eine beeindruckende Karriere machte. Er ist der ranghöchste und prominenteste Karrierediplomat der sich dem Bolivarischen Prozess angeschlossen hat und erfüllte für die venezolanische Regierung immer wieder besonders schwierige Missionen, etwa als als Botschafter in Kolumbien, in Mexiko und zur Zeit bei der Organisation Amerikanische Staaten. In seiner Laufbahn sammelte er auch Erfahrung in den sozialistischen Staaten Osteuropas, auf die er in seinem Beitrag verweist.
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