New York/Port-au-Prince. Ein schweres Nachbeben hat am Mittwoch Morgen (Ortszeit) in Haiti für Panik gesorgt. Hilfsorganisationen vor Ort reagierten besorgt. "Wir befürchten, dass noch mehr Menschen gestorben sind", sagte ein Mitarbeiter der Organisation World Vision gegenüber der Nachrichtenagentur epd. Über mögliche Todesopfer und weitere Schäden wurde zunächst nichts weiter bekannt. Am Dienstag vergangener Woche war der verarmte Karibikstaat von einem verheerenden Erdbeben der Stärke 7,3 auf der Richterskala erschüttert worden. Dabei kamen nach Schätzungen bis zu 200.000 Menschen ums Leben.
Die Generalversammlung der Vereinten Nationen wird noch in dieser Woche eine Dringlichkeitssitzung anberaumen, um die Herausforderungen für die notwendige humanitäre Hilfe zu debattieren. Das kündigte am gestrigen Dienstagabend die amtierende Präsidentin des höchsten UNO-Organs, die Kasachin Byrganym Aitimova, am Rande eines Treffens mit dem Vorsitzenden des Sicherheitsrates, Zhang Yesui (China) an. Beide UNO-Politiker hoben die Rolle der Generalversammlung bei der humanitären Hilfe und beim Wiederaufbau Haitis hervor. Zugleich verwiesen sie darauf, dass diese Aufgaben eine enge Koordinierung und eine Mobilisierung der gesamten internationalen Gemeinschaft erforderlich machten.
Die 15 Mitglieder des UNO-Sicherheitsrat kamen ebenfalls am gestrigen Dienstag darin überein, die Stabilisierungsmission der UNO (MINUSTAH) in Haiti um 3500 neue Einsatzkräfte - zweitausend Soldaten und tausendfünfhundert Polizisten - aufzustocken. Diese Verstärkung, die von UNO-Generalsekretär Ban Ki-Moon angefordert worden war, wird die Mitgliederzahl der MINUSTAH-Kräfte auf 8940 Militärs und 3711 Polizisten steigern. Laut Angaben des UNO-Einsatzchefs, Alan Le Roy, soll damit die Ruhe in den Straßen von Haiti und die sichere Verteilung von humanitären Hilfsgütern gewährleistet werden.
Die Vereinten Nationen vermelden bis zur Stunde den Tod von 41 führenden Mitarbeitern auf Grund des Erdbebens. Mehr als 300 Mitarbeiter seien vermisst. Unter den Todesopfern befinden sich die höchsten Funktionäre der MINUSTAH, der Tunesier Hedi Annabi, sein Stellvertreter, der Brasilianer Luiz Carlos da Costa, sowie der Polizeibeauftragte der UNO für Haiti, der Kanadier Doug Coates. Die Leitung der Mission obliegt nun dem Guatemalteken Edmond Mulet.
Die MINUSTAH ist seit 2004 in Haiti tätig und besteht aus Militärs, Polizisten und Zivilmitarbeitern aus etwa 50 Ländern, darunter Argentinien, Bolivien, Chile, Brasilien, Kanada, Kolumbien, El Salvador, Ecuador, Spanien, die Vereinigten Staaten, Peru, Frankreich, Guatemala, Paraguay, Russland und Uruguay.
Bildquelle: Prensa Latina