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Freihandel und Menschenrechte

Lateinamerika-Nachrichten #431 beleuchten Staats- und Konzernverbrechen

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Freihandel und Menschenrechte
Freihandel und Menschenrechte

Berlin. Durch die aktuelle Ausgabe der Lateinamerika-Nachrichten zieht sich ein leider ewig aktuelles Thema: die Menschenrechte in Lateinamerika. Mit aktuellen Berichten aus Kolumbien, Mexiko, Honduras und Peru füllen vor allem die neoliberalen Regime aus der Region die Seiten.

Wie eng im realexistierenden Kapitalismus Menschenrechtsprobleme mit Wirtschaftsinteressen zusammenhängen, beschreibt eindrucksvoll David Vollrath in seiner Reportage über den Ort La Pajuela. Hier kämpft die lokale Bevölkerung gegen ein Goldunternehmen, oder besser gesagt: Ein Goldunternehmen bekriegt eine lokale Bevölkerung, die ohnehin unter einer "paradoxen Armut" leidet. Neben Umweltzerstörung sehen sich die Menschen der Region mit Einschüchterungen und gewalttätigen Angriffen durch das Unternehmen ausgesetzt, wobei der private Sicherheitsdienst und die lokale Polizei eng zusammenarbeiten.

Dass die Aktivitäten transnationaler Unternehmen und Menschenrechtsverletzungen gerne gemeinsam auftreten, beschreiben auch die drei Beiträge zu Brasilien. Hier steht neben Thyssen-Krupp der Bergbau-Konzern Vale im Fokus. Eine interessante Ergänzung bietet das Interview mit streikenden kanadischen Arbeitern des brasilianischen Konzerns. Ausführlich ergänzt wird die Problematik durch ein Interview mit Tom Kucharz zum bevorstehenden EU-Lateinamerika-Treffen in Madrid. Der Aktivist von Enlazando Alternativas thematisiert, wie ausgerechnet die EU eine Öffnung der Märkte im Süden erzwingen will und dabei die eigene Menschenrechtsrhetorik wohlweislich hintenanstellt. Die Spitzenposition der Horrorberichterstattung belegt aber auch in der LN 431 wieder Kolumbien mit neuen Facetten des Staatsterrorismus.

Im aktuellen Wahljahr sehen sich Menschenrechtsaktivisten und -anwälte in Kolumbien einer systematischen strafrechtlichen Kampagne ausgesetzt. "Viele unserer Partner sind kaum noch in der Lage, ihre Arbeit wie vorgesehen zu machen", zitiert Alexandra Huck das Diakonische Werk. Neben den üblichen Morddrohungen und Einschüchterungen müssen sich die Betroffenen damit auseinandersetzen, dass sie mit Klagen wegen "Unterstützung des Terrorismus" überzogen werden. In einem Interview schildert Anwalt Alirio Uribe Muñoz, wie Geheimdienste, Paramilitärs und Staatsanwälten dabei zusammenarbeiten. Ebenfalls aktuell der Beitrag von Thomas Zapf zur Kampagne der mexikanischen Regierung gegen die Basis der EZLN in Mexiko, die dort wie üblich durch breites mediales Desinformationsgewitter begleitet wird.

Außerdem bietet die LN eine Nachlese zum Klimagipfel der Völker in Cochabamba - auch diese kommt nicht ohne Kritik an den bürgerlichen Medien aus. Im Bereich Kultur finden sich lesenswerte Besprechungen zu den Filmen Sin Nombre und La Vida Loca. Beide widmen sich den jugendlichen Gang-Kulturen in Mittelamerika, den Mara. Während ersterer gerade im Kino anlief ist der zweite endlich auf DVD erhältlich.


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