Kolumbien / Medien

Zeugen unerwünscht

Filmporträt des kolumbianischen Reporters Hollman Morris, der heute als Harvard-Stipendiat in den USA lebt

Morris, 1968 in Bogotá geboren, ist ein unabhängiger, mutiger Journalist, Chef der wöchentlichen Fernsehsendung Contravía und Korrespondent von Radio France Internationale. Zusammen mit einem Kameramann hat er die gefährlichsten Orte des kolumbianischen Bürgerkrieges besucht, eine Leistung, für die er mehrfach ausgezeichnet wurde.

Auch weil Morris sich nun in einen Helden der freien Presse Lateinamerikas verwandelt hat, lohnt es sich, das Porträt Zeugen unerwünscht zu sehen, das der Dokumentarfilmer Juan José Lozano 2008 drehte. Der Film ist eine Parabel auf die Gefahren des journalistischen Berufs, eine bittere Geschichte, eine Geschichte aus Lateinamerika. Der unbequeme Reporter ist der Feind des Präsidenten, das verhätschelte Kind der Menschenrechtler und die Stimme der Kriegsopfer zugleich.

Lozano zeigt den Alltag von Hollman Morris. Die Kamera begleitet Morris auf seinen Recherchen in Gebiete, wo Koka-Bauern durch das Kreuzfeuer der Drogenbekämpfung im Elend landen. Morris durchstreift Regenwälder, in denen Tausende Opfer der Gewalt begraben sind. Man blickt auf schmutzige Landstraßen, auf denen Familien ihre Vermissten beklagen. Morris wird nicht nur als Journalist inszeniert, er ist auch Vater, hat zwei Kinder. Seine Angst gilt vor allem ihnen, dass sie in die Hände seiner Feinde geraten könnten.

Termindaten
Datum: 10.09.2010, 22:50
Veranstaltungsart: Filmporträt