Brasilien / Politik

Stichwahl zwischen Rousseff und Silva in Brasilien wahrscheinlich

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Kann sich Hoffnungen auf ihre Wiederwahl machen: Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff
Kann sich Hoffnungen auf ihre Wiederwahl machen: Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff

Brasília. Nach neuesten Umfragen des Instituts MDS hat Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff deutlich an Zuspruch in der Wählerschaft gewonnen. Demnach läge die Amtsinhaberin von der Arbeiterpartei PT derzeit mit 38,1 Prozent klar vor der Kandidatin der linksliberalen PSB (Partido Socialista Brasileiro), Marina Silva, mit 33,5 und dem Vertreter des konservativen Lagers, Aécio Neves (PSDB), dem nur 14,7 Prozent der Wähler ihre Stimme geben wollen.

Die erste Runde der Präsidentschaftswahlen findet am 5. Oktober statt. Sollte keiner der Kandidaten eine absolute Mehrheit erringen, gibt es zwei Wochen darauf eine Stichwahl der zwei Bestplatzierten. Neben der Präsidentschaft der Republik stehen auch die Gouverneure der Bundesstaaten, die Mitglieder des Senats sowie die Abgeordneten auf Landes- und Bundesebene zur Wahl. In Brasilien herrscht Wahlpflicht.

Für eine wahrscheinliche zweite Runde der Präsidentschaftswahl sieht die am 9. September veröffentlichte Erhebung Marina Silva mit 45,5 Prozent vor Dilma Rousseff (42,7 Prozent). Aufgrund der statistischen Fehlerdifferenz wird dies als Pattsituation gewertet. Gegenüber der vorangegangenen Erhebung vom August konnte Rousseff dabei einen Rückstand von knapp sechs Prozentpunkten gegenüber Silva aufholen. Silva war nach dem Tod des PSB-Kandidaten Eduardo Campos am 13 August aufgrund eines Flugzeugunglücks als neue Bewerbung der Partei um die Präsidentschaft gekürt worden. Zuvor war sie als Vize-Präsidentschaftskandidatin der PSB vorgesehen.

Bei den Wahlen vor vier Jahren konnte Marina Silva, damals für die Grüne Partei (PV), mit 19 Prozent der Stimmen ein überraschend starkes Ergebnis erzielen. Bis  2009 hatte sie der PT angehört und bekleidete für diese Ämter als Senatorin und Umweltministerin (2003–2008). Das Mitglied der Pfingstkirche "Assembleia de Deus" kann auf Unterstützung aus den in Brasilien sehr einflussreichen evangelikalen Kreisen rechnen. Ihre politische Agenda vereint wertkonservative Vorstellungen mit dem Schutz der Ökosysteme und wirtschaftsliberalen Konzepten.

Die steigenden Umfragewerte für Rousseff gehen mit einer positiveren Bewertung der Arbeit ihrer Regierung einher. Ihr populärer Vorgänger Luis Inácio Lula da Silva setzt sich öffentlich vehement für ihre Wiederwahl ein. Während einer Rede in Salvador de Bahía appellierte er vor wenigen Tagen an seine Landsleute, Rousseff die Stimme zu geben. Es dürfe nicht zugelassen werden, dass jene, die "500 Jahre lang nichts für Brasilien getan haben, an die Macht zurückkehren." Die Präsidentin wäre am besten befähigt und erfahren, um den laufenden sozioökonomischen Wandel weiter voranzubringen und das Lebensniveau der Brasilianer zu heben. Die Möglichkeit einer eigenen Kandidatur in vier Jahren hielt sich da Silva offen.