Venezuela / Politik / Medien

Zunehmende Angriffe auf Medien in Venezuela

Molotow-Cocktail gegen Vive TV. Mehr Aggressivität der rechten Opposition. Nachrichtensender Telesur berichtet "von der Straße"

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Redaktion des Senders Vive TV: Angriffe gegen Medien nehmen zu, wenn sie sich nicht für das rechte Lager positionieren
Redaktion des Senders Vive TV: Angriffe gegen Medien nehmen zu, wenn sie sich nicht für das rechte Lager positionieren

Caracas. In Venezuela nehmen inmitten eines politisch zunehmend polarisierten Klimas die Angriffe gegen staatliche Medien zu. Bereits in der Nacht zum Sonntag vor einer Woche wurde auf die Dependance des Fernsehsenders Vive TV in der Stadt Maracaibo (Bundesstaat Zulia) ein Attentat verübt. Zwei Unbekannte griffen den Sender mit Molotowcocktails an, die in der Nähe des Gebäudes einschlugen. Es wurde niemand verletzt. Nach Angaben von Vive TV wurden auch keine Materialien beschädigt.

Jacqueline Faría, Ministerin für Kommunikation, äußerte sich via Twitter: “Die faschistischen Versuche, uns einzuschüchtern, werden keinen Erfolg haben. Wir sind angetrieben von unserer Liebe dazu, die Räume für die Medien der Bevölkerung weiter zu stärken.”

Bei Vive TV handelt es sich um einen staatlichen Sender. Im Jahr 2013 wurde bereits ein ähnlicher Anschlag auf den Kanal verübt, 2014 wurde in Zulia die Zentrale des Radiosenders YVKE Mundial (ebenfalls staatlich) angegriffen.

Die Anzahl der öffentlichen TV-Sender liegt in Venezuela weiterhin unter den privaten Anbietern. Sie erreichten 2010 einen Zuschaueranteil von gerade einmal 5,4 Prozent. Private Medien dominieren die öffentliche Meinung, Berichte von Mangel und einer verfehlten Politik der Regierung gegenüber der wirtschaftlichen Situation finden sich vielfach in den großen venezolanischen wie auch in den internationalen Medien, wo sie zumeist unkritisch übernommen werden.

Im Kontrast dazu strahlt der Sender Telesur in dieser Woche das Programm “Venezuela: Die Straße spricht” aus. Moderator William Parra präsentierte die Sendung am Montag mit den Worten: “Was denken die Leute in der Straße ... Was passiert in Venezuela aus der Sicht der Menschen hier und nicht aus der Sicht der Medien ... Wie erleben die Leute hier den Wirtschaftskrieg?”

Die erste Folge berichtete aus verschiedenen Gegenden der Hauptstadt Caracas, sowohl aus den Barrios der ärmeren Bevölkerung als auch aus dem gehobeneren Stadtviertel Chacao. Bewohner sprachen über die Ernährungs- und Versorgungslage. Berichte aus Schnellimbissen zeigten, wie Gerichte verkauft werden, deren Bestandteile (unter anderem Mehl, Zucker, Milch, Hühnerfleisch) – die in Supermärkten mitunter nur schwer erhältlich sind – in Restaurants aber stets vorhanden sind.

Laut Telesur hat die staatliche Supermarktkette Mercal, in der subventionierte Waren angeboten werden, im Jahr 2003 noch weniger als 500.000 Kunden im Monat gezählt. Im Jahr 2014 seien es monatlich 22.479.746 gewesen. Dies entspricht mehr als 70 Prozent der Bevölkerung Venezuelas. Die Produktion von Nahrungsmitteln im Land sei von 2008-2014 um 256 Prozent angestiegen. Der Sender zitierte die Welternährungsorganisation (FAO), nach der Venezuela das Recht auf Ernährung durchsetzt. Die Anzahl der Venezolaner, die unter einer unsicheren Ernährungslage litten, sei von 2000-2013 um mehr als fünf Prozent gefallen, knapp 95 Prozent aller Venezolaner nähmen mehr als drei Mahlzeiten täglich zu sich.