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Weitere Verhaftungen in Guatemala wegen Morden an Journalisten

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Kolleginnen und Kollegen der ermordeten Journalisten verlangen Aufklärung und Schutz
Kolleginnen und Kollegen der ermordeten Journalisten verlangen Aufklärung und Schutz

Guatemala-Stadt. Zwei Polizisten und ein Zivilist sind in Guatemala wegen des Verdachts der Ermordung zweier Journalisten verhaftet worden. Nach offiziellen Angaben erfolgten die Festnahmen bei koordinierten Razzien in den Departamentos Chimaltenango, Retalhuleu und Suchitepéquez.

Federico Salazar und Danilo López waren am 10. März dieses Jahres in Suchitepéquez ermordet worden. Salazar war Mitarbeiter von Radio Nuevo Mundo, López war Mitarbeiter der größten Tageszeitung des Landes, Prensa Libre. Ein weiterer Reporter, Marvin Israel Túnchez, vom lokalen Kabelfernsehen wurde bei dem Attentat schwer verletzt. Die drei Journalisten wurden während einer Veranstaltung zum internationalen Frauentag auf dem Hauptplatz von Mazatenango vor dem Sitz der Lokalregierung von Männern auf einem Motorrad gezielt beschossen. Sie hatten über Korruptionsfälle sowie über den Drogenhandel im Verwaltungsbezirk Suchitépequez recherchiert und berichtet.

Im April waren bereits zwei mutmaßliche Mörder an ein Hochsicherheitsgericht in der Hauptstadt Guatemalas überstellt worden. Sie sind wegen Teilnahme an einer kriminellen Vereinigung, Mordes und Mordversuchs angeklagt. Die beiden Männer wurden kurz nach dem Anschlag als unmittelbare Täter identifiziert und festgenommen, einer von ihnen soll das Motorrad gesteuert haben. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft gehören sie einer Bande an, die in den Bezirken Suchitépequez und Retalhuleu Auftragsmorde und Erpressungen ausführt.

Die Präsidentin der guatemaltekischen Journalistenkammer, Elsie Sierra, kritisierte die Behörden und klagte an, dass sich die Aufklärung des Attentats auf die ausführenden Täter beschränke und nicht nach deren Auftraggebern gesucht werde. Das Risiko für Journalisten, die in diesen Regionen arbeiten, erhöhe sich dadurch, denn sie könnten ebenso angegriffen und getötet werden, wenn sie die Interessen derjenigen bedrohten, die die Morde angeordnet hätten.

In Guatemala werden immer wieder Journalisten Opfer von Attentaten. Trotz wiederholter Versprechen der Regierung, ein Programm zum Schutz der Medienschaffenden umzusetzen, ist dies seit der Unterzeichnung eines entsprechenden Abkommens mit dem Menschenrechtsrat der UNO im Jahr 2012 nicht geschehen. Zwischen 2000 und 2015 wurden 27 Journalisten ermordet, vier davon im Jahr 2013, dieses Jahr wurden bereits drei Journalisten getötet. Wenige Tage nach den Morden an Salazar und López wurde der Kameramann Giovanni Villatorio ebenfalls von Unbekannten auf einem Motorrad erschossen.