Lateinamerika / Politik

Würdigung der russischen Oktoberrevolution in Lateinamerika

Politisch-kulturelle Veranstaltungen zum 100. Jahrestag in mehreren Ländern. Bedeutung für die sozialrevolutionären Prozesse in Lateinamerika betont

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Der 100. Jahrestag der Oktoberrevolution ist auch in Lateinamerika mit zahlreichen Veranstaltungen begangen worden
Der 100. Jahrestag der Oktoberrevolution ist auch in Lateinamerika mit zahlreichen Veranstaltungen begangen worden

Havanna et al. Anlässlich des Jahrestages der russischen Oktoberrevolution von 1917 haben in Kuba, Venezuela und Bolivien Veranstaltungen stattgefunden, an denen hohe Regierungsvertreter beteiligt waren. In weiteren Ländern, unter anderem in Mexiko, El Salvador, Argentinien, Chile fanden zahlreiche Diskussionsveranstaltungen und Seminare, Ausstellungen, Filmfestivals sowie Programmreihen in alternativen Radio- Fernsehsendern statt. Kommunistische Parteien und Gewerkschaften hatten wie in Peru und Uruguay zur Teilnahme an politisch-kulturellen Aktivitäten aufgerufen.

Unter dem Motto "Alle Macht dem Volk" versammelten sich am 7. November in der venezolanischen Hauptstadt Caracas Mitglieder verschiedener Gewerkschaften zu einer Demonstration zum Regierungspalast Miraflores, um dem Erbe der Russischen Revolution zu gedenken. Frank Quijada, Mitglied der verfassunggebenden Versammlung, hob deren Bedeutung zur weltweiten Gründung von Arbeitergewerkschaften hervor. Dies habe unter anderem dazu beigetragen, dass Venezuela heutzutage mit Nicolás Maduro einen Präsidenten aus der Arbeiterklasse habe. Maduro wiederum betonte in seiner Ansprache, dass die Bolivarische Revolution ein sozialistisches Modell verfolge, das "die Einheit der Völker Lateinamerikas und der Karibik, des Südens anstrebt, um als schlagkräftige Gegenmacht ein Gleichgewicht in der Welt zu erreichen". In Caracas wurde zudem die vom Kulturministerium organisierte Ausstellung "Von Lenin zu Chávez" eröffnet, in der die Geschichte der nationalen Befreiungskämpfe in Afrika und Asien und der sozialrevolutionären Kämpfe in Lateinamerika seit 1917 dargestellt wird.

In Kuba fanden zahlreiche Gedenkveranstaltungen statt. Den Höhepunkt bildete eine politisch-kulturelle Gala am 7. November im Theater Karl Marx in Kubas Hauptstadt Havanna. Hohe Vertreter der Regierung und der Kommunistischen Partei betonten vor 4.000 Zuschauern, dass die kubanische Revolution ohne die historischen Vorläufer in Russland nicht denkbar gewesen wäre. Neben den Ideen des kubanischen Intellektuellen José Martí waren die humanistischen Werte der Oktoberrevolution und des Marxismus-Leninismus innerhalb revolutionärer Bewegungen in Kuba präsent, um gegen Imperialismus und Ausbeutung zu kämpfen, so der zweite Generalsekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Kubas, José Ramón Machado.

In Bolivien organisierte die Regierung von Präsident Evo Morales vom 7. bis 9. November in La Paz ein internationales Treffen mit Persönlichkeiten aus Politik und Wissenschaft unter anderem aus Brasilien, Chile und Peru, um über den Einfluss der Russischen Revolution auf die lateinamerikanische Linke zu diskutieren. Der Einladung waren auch Pablo Iglesias, Generalsekretär der spanischen Partei Podemos und Andrei Schelchkov von der Russischen Akademie der Wissenschaften gefolgt. Boliviens Vizepräsident García Linera lud zu einer kritischen Reflektion ein: "Die Erinnerung an die Revolution bedeutet die Zukunft zu imaginieren. Es geht dabei weniger um Melancholie und historische Einzigartigkeit, sondern vielmehr darum, wie ich mir die Welt vorstelle, indem ich aus den Erfahrungen Russlands lerne und nicht dieselben Fehler begehe." Während der Diskussionsrunden würdigten die Teilnehmer darüber hinaus die positiven Einflüsse der kubanischen und mexikanischen Revolution auf die Herausbildung sozialer Bewegungen in Bolivien.

Zahlreiche Intellektuelle äußerten sich ebenfalls zur Russischen Revolution als eines der einschneidensten historischen Ereignisse des vergangenen Jahrhunderts. Der uruguayische Schriftsteller und Journalist Mauricio Rosencof erinnert an die verheerende und menschenverachtende Situation der Arbeiter- und Bauernklasse in Russland Anfang des 20. Jahrhunderts und deren Versuch der friedlichen Reformierung des zaristischen Unterdrückungsregimes im Jahr 1905. Trotz der "Verfehlungen und der Barbarei" nach 1917 sei Russlands Rolle im Sieg gegen den Nazismus hervorzuheben. Andrea D'Atri, Vorsitzende der Bewegung Brot und Rosen und der Sozialistischen Arbeiterpartei Argentiniens, unterstreicht die Bedeutung der Revolution in Russland für den Kampf für Frauenrechte weltweit: "Die Bolschewisten betrachteten die Emanzipation der Frauen als integralen Bestandteil einer Revolution und des Sozialismus. Aus diesem Grund ergriffen sie eine Reihe wichtiger Maßnahmen zur Umsetzung demokratischer Rechte, für die wir in vielen Ländern der Welt immer noch kämpfen", äußerte sie gegenüber der russischen Nachrichtenagentur Sputnik.

Bei der von der kommunistischen Partei Russlands veranstalteten Demonstration am 7. November in Moskau waren Delegierte aus 80 Ländern anwesend, darunter auch aus Argentinien, Brasilien und Chile. Die Regierungen von Venezuela und Kuba hatten offizielle Vertreter geschickt.