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Brasilien: Nach Brandstiftungen soll das Militär Rio de Janeiros Milizen ein Ende setzen

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35 Busse des öffentlichen Nahverkehrs in Rio wurden in Brand gesetzt
35 Busse des öffentlichen Nahverkehrs in Rio wurden in Brand gesetzt

Rio de Janeiro. Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva möchte mit Hilfe der Streitkräfte sowohl in der Stadt als auch im Bundestaat Rio de Janeiro gegen die organisierte Kriminalität von Milizen vorgehen.

Lulas Ankündigung folgte nach den gewaltsamen Geschehnissen in der Metropole zu Beginn der Woche. Milizen sollen in sieben Stadtteilen der Westzone Rio de Janeiros 35 Busse des öffentlichen Nahverkehrs und einen Zug in Brand gesetzt haben.

Auf X (ehemals Twitter) erklärte Lula, dass das Gewaltproblem von Rio de Janeiro auch Brasiliens Angelegenheit sei. Nach Gesprächen mit Verteidigungsminister José Múcio Monteiro, und Flávio Dino, Minister für Justiz und öffentliche Sicherheit, sollen beide Ministerien einbezogen werden. Für die Bewältigung soll nicht nur auf bundesstaatlicher, sondern auch nationaler Ebene nach Lösungen gesucht werden.

Cláudio Castro, Gouverneur des Bundesstaats Rio de Janeiro, bezeichnete die Gewalttaten als terroristischen Akt. Auch Castro möchte mit Minister Dino sowie Eduardo Paes, dem Bürgermeister von Rio de Janeiro, kooperieren

"Wir werden keinen einzigen Schritt zurückgehen. Der Staat wird nicht von Kriminellen übernommen werden. Unsere Sicherheitskräfte sind aktiv und geeint. Die Bevölkerung kann uns ihr Vertrauen aussprechen, denn in diesem Kampf geht es darum, sie von den Gruppierungen, diesen Milizen, zu befreien, die versuchen, die Macht in Rio de Janeiro zu übernehmen", bekräftigte er.

Dino sprach sich bei X ebenfalls für die Erhöhung der Militärpräsenz in Rio de Janeiro aus. "Wir werden die bundesstaatlichen Einheiten weiter aufstocken, um den Staat und die Stadtverwaltung zu unterstützen". Diese sollen Verhaftungen, Ermittlungen, Patrouillen aber auch Beschlagnahmungen vollziehen.

Die Vorfälle am Wochenanfang wurden losgetreten, nachdem Matheus da Silva Rezende – bekannt als Teteu – bei dem Einsatz der Zivilpolizei des Bundesstaates erschossen wurde. Er war Neffe des Chefs der größten paramilitärischen Miliz in Rio de Janeiro, Luis Antônio da Silva Braga, alias Zinho, und soll die "Nummer Zwei" der kriminellen Gruppe gewesen sein.

Zwölf Personen wurden festgenommen. Aufgrund mangelnder Beweise wurden sechs jedoch wieder freigelassen. Die übrigen befinden sich nun im Bundesgefängnis.

Nach Angaben des Verbands der städtischen Busunternehmen von Rio de Janeiro war das Ereignis der größte Angriff auf Busse, der jemals an einem einzigen Tag verzeichnet wurde. Über eine Million Nutzer:innen wurden in ihrer Mobilität beeinträchtigt. Auch 45 Schulen und mehr als 17.000 Schüler:innen waren von den Verkehrseinschränkungen betroffen.

Durch die Brandanschläge ist ein Schaden von insgesamt 35 Millionen Reais (circa 6,5 Millionen Euro) entstanden, für die der brasilianische Staat aufkommen muss.

Die Macht bewaffneter Gruppen im gesamten Bundesstaat Rio de Janeiro stellt seit längerem ein Sicherheitsproblem dar. Die von Milizen dominierten Gebiete im Bundesstaat wuchsen zwischen 2006 und 2021 um 387,2 Prozent an.

Laut dem Crime Index der Städte von 2023 belegt Rio de Janeiro im internationalen Vergleich den siebten Platz und gehört somit weltweit zu den gefährlichsten Städten.