Francia Márquez: Linke hat machistische und rassistische Kulturen toleriert

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Francia Márquez bei der Konferenz "Herausforderungen der lateinamerikanischen und karibischen Integration"
Francia Márquez bei der Konferenz "Herausforderungen der lateinamerikanischen und karibischen Integration"

Foz do Iguaçu. Die kolumbianische Vizepräsidentin Francia Márquez, die erste Schwarze Frau in diesem Amt, hat sich für die Überwindung sexistischer und rassistischer Praktiken der Linken stark gemacht. Diese stünden der Einheit der Völker Lateinamerikas entgegen.

Diese Selbstkritik äußerte sie am vergangenen Freitag im Rahmen des Lateinamerikanischen und Karibischen Tages für die Integration der Völker, der vom 22. bis 24. Februar mehr als 4.000 Mitglieder sozialer Bewegungen aus 26 Ländern in Foz do Iguaçu an der Dreiländergrenze zwischen Brasilien, Argentinien und Paraguay zusammenführte.

"Einer der größten Fehler, den wir als Region gemacht haben, ist, dass die lateinamerikanische Linke machistische und rassistische Kulturen toleriert hat. Unsere regionaler Zusammenschluss muss aus dem Inneren der Völker kommen, im Einklang mit der Basis und den sozialen Bewegungen", sagte sie unter dem Beifall der Menge.

Die Stellvertreterin von Gustavo Petro, eine der stärksten Stimmen der Anti-Bergbau- und Schwarzenbewegung in Kolumbien, erinnerte daran, dass Lateinamerika im Vergleich zu den reichen Ländern nur wenig zur globalen Erwärmung beitrage, aber am stärksten unter den Auswirkungen des Klimawandels leide. Dieser treffe vor allem arme, periphere, Schwarze und indigene Bevölkerungsgruppen.

"Wir sind mit Klimakatastrophen konfrontiert, die immer extremer, häufiger und verheerender werden. Deshalb müssen wir über die Energiewende und die Verteidigung der Artenvielfalt sprechen. Wenn wir über eine gerechte Energiewende nachdenken, würde sich die Region verändern", argumentierte Francia Marquez.

Die Vizepräsidentin war eine der am meisten erwarteten Teilnehmerinnen am Lateinamerikanischen und Karibischen Tag für die Integration der Völker, an dem auch Pepe Mujica, ehemaliger Präsident von Uruguay, Silvio Almeida, Minister für Menschenrechte von Brasilien, und Márcio Macedo vom Generalsekretariat des brasilianischen Präsidenten teilnahmen.

Bei ihrer Ankunft am Freitagmorgen im Kongresszentrum von Foz do Iguaçu, wo das Treffen der Bewegungen des Kontinents stattfand, begrüßte Francia Márquez die anwesenden Mitglieder der sozialen Bewegungen und besuchte den Ausstellungsraum für gesunde Lebensmittel aus der Agrarreform der Landlosenbewegung (MST).

Márquez nahm gemeinsam mit Vertretern der MST, des Red de Intelectuales en Defensa de la Humanidad (RedH) und der Frente Patria Grande aus Argentinien an der Konferenz "Herausforderungen der lateinamerikanischen und karibischen Integration" teil. Unter dem Beifall des Publikums schlug die Vizepräsidentin konkrete Maßnahmen zur Integration Lateinamerikas und der Karibik vor, wie z. B. die Flexibilisierung der Visa zwischen den Ländern, eine direktere Kommunikation und die Aufwertung regionaler Produkte.

"Unsere Künstler sollten mit Grammys oder Oscars ausgezeichnet werden. Das Äquivalent für lateinamerikanische Musik ist der Latin Grammy, während Afrika und Indien ihr Bollywood haben. Wir haben keine lateinamerikanische Plattform, die es uns erlaubt, uns als Völker zu präsentieren", kritisierte Francia Márquez.