Bogotá et al. Im Jahr 2023 sind weltweit mindestens 196 Umweltaktivist:innen ermordet worden. Die brutale Realität betrifft Menschen, die ihre Gemeinschaften und die Umwelt schützen wollen. Damit ist die Zahl der getöteten Umweltverteidiger seit 2012 auf insgesamt 2.106 gestiegen.
Besonders alarmierend ist die Lage in Lateinamerika, wo 85 Prozent der Morde verzeichnet wurden. Kolumbien war dabei das tödlichste Land mit 79 Morden, gefolgt von Brasilien (25), Mexiko (18) und Honduras (18). Der jüngste Bericht von Global Witness zeigt, dass die Zerstörung des Amazonas und die Nachfrage nach Rohstoffen wie Agrarprodukten, Mineralien und fossilen Brennstoffen diese Tötungen antreiben. Besonders indigene Völker stehen im Visier, da sie oft gegen illegale Abholzung, Bergbau und Agrarbetriebe kämpfen, die ihre Lebensräume bedrohen.
Ein gravierendes Beispiel ist Kolumbien: Im Jahr 2023 haben 79 Umweltaktivist:innen – deutlich mehr als die 60 des Vorjahres – ihr Leben verloren. Trotz eines politischen Wandels, der mit der Hoffnung auf verbesserte Schutzmaßnahmen für Aktivist:innen verbunden war, bleibt die Lage höchst kritisch. Dieser Anstieg markiert die höchste Zahl von Tötungen, die je in einem einzelnen Land von Global Witness verzeichnet wurde. In Kolumbien findet im Oktober der Biodiversitätsgipfel der Vereinten Nationen statt. Viele Menschen hoffen, dass dieser Gipfel nicht nur ein Symbol bleibt. Auch in Mexiko, das 2021 noch die meisten Morde verzeichnete, blieb die Zahl der Tötungen mit 18 im Jahr 2023 bedenklich hoch, und die Umstände für Umweltschützer:innen bleiben gefährlich. Der Bericht betont, dass viele dieser Morde ungesühnt bleiben. Die Straflosigkeit, besonders in Ländern wie Kolumbien und Mexiko, verschärft die Situation weiter.
Weltweit spielen indigene Völker eine entscheidende Rolle im Kampf gegen die Klimakrise. Sie schützen 80 Prozent der weltweiten Biodiversität, doch werden sie oft nicht in Entscheidungen einbezogen, die ihr Überleben betreffen. Der Bericht fordert daher Regierungen und Unternehmen auf, konkrete Maßnahmen zum Schutz der Aktivist:innen zu ergreifen und sicherzustellen, dass die wahren Täter zur Rechenschaft gezogen werden.
Im Amazonasgebiet, einem globalen Hotspot der Biodiversität, ist die Lage besonders dramatisch. Mehr als ein Fünftel der weltweit getöteten Umweltaktivist:innen starben im Amazonasgebiet. Die indigene Bevölkerung leidet dabei am meisten unter den Folgen der illegalen Abholzung und des Bergbaus. Fälle wie der Mord an dem brasilianischen Indigenen-Experten Bruno Pereira und dem britischen Journalisten Dom Phillips verdeutlichen die Gefahren, denen diejenigen ausgesetzt sind, die versuchen, den Regenwald zu schützen.
Global Witness fordert dringend Maßnahmen, um diese Gewaltspirale zu stoppen. Der Bericht richtet Appelle an Regierungen, Unternehmen und internationale Gemeinschaften, strenge Gesetze und Transparenz zu gewährleisten, um die Ausbeutung der Natur und die Gewalt gegen deren Verteidiger zu beenden. Um den tödlichen Trend umzukehren, fordert Global Witness einen verstärkten internationalen Druck, insbesondere durch das Escazú-Abkommen, das den Schutz von Umweltschützern in Lateinamerika stärken soll. Doch viele Länder haben es noch nicht ratifiziert.