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US-Medienkampagne gegen Chávez

Vor den Wahlen in Venezuela nimmt die negative Berichterstattung in den internationalen Medien zu. CNN befürwortet Terror gegen Caracas

Das Bombardement an negativen, falschen, verdrehten und manipulierten Nachrichten über Venezuela in den US-Medien hat zuletzt an Umfang und Intensität zugenommen. Die geschieht jedes Mal, wenn sich ein Wahlprozess nähert. Diese internationale Medienkampagne gegen die Regierung von Hugo Chávez scheint ein klares und koordiniertes Ziel zu haben: die Entfernung des venezolanischen Präsidenten von der Macht.

Während der letzten acht Jahre haben diejenigen, die eben dieses Ziel verfolgt haben, versucht, Staatsstreiche, ökonomische Sabotagen, Akte von Terrorismus, Mordversuche, Eingriffe in Wahlprozesse, psychologische Kriegführung und überproportionale US-Militärpräsenz in der Region zu rechtfertigen – alles mit dem Ziel, Präsident Chávez aus dem Amt zu treiben. Um dieses Vorhaben zu erreichen, werden zig Millionen an US-amerikanischen Steuergeldern von US-Agenturen an politische Parteien, Kampagnen, Kandidaten und Organisationen, die gegen Chávez gerichtet sind, überwiesen.

Internationale Medien spielen hier auch eine Rolle. Mit sensationslüsternen Schlagzeilen und einseitigen Berichten versuchen die Massenmedien die öffentliche Meinung glauben zu machen, dass jegliche Aktion oder Aggression gegen Venezuela von Nöten ist, um den "hässlichen" Chávez von der Macht zu entfernen.

Der britischen Wochenzeitschrift The Economist zufolge, hat "Venezuela (…) die schlechteste Wirtschaft der Welt" – und dies ungeachtet der Tatsache, dass die von dem Finanzmagazin zitierten Daten damit nicht zusammenpassen. Die New York Times, die weltweit Nachrichtenstandards setzt, machte vor zwei Wochen mit einer falschen und gefährlichen Schlagzeile auf: "Venezuela ist tödlicher als der Irak".

"Venezuela hat die höchste Mordrate der Hemisphäre", behauptet auch Newsweek und fügt fälschlicherweise hinzu: "Chávez Popularität befindet sich im steilen Absturz".

Für diese Medien ist es gleichgültig, dass sich die venezolanische Wirtschaft trotz der Weltwirtschaftskrise in einer Aufwärtsbewegung befindet oder dass, obwohl es in Caracas sicherlich Verbrechen und Morde gibt, dies absolut keinen Vergleich mit den Millionen darstellt, die in Irak durch die US-Kriegsmaschine getötet worden sind.

Und wenn eine Popularitätsrate von 54 Prozent (laut der letzten nationalen Meinungsumfragen) bedeutet, dass das Ansehen von Präsident Chávez "steil abgestürzt ist", wo steht dann Präsident Obama mit seinem "besten" Wert von 47 Prozent?

Wenn man die Berichterstattung über Venezuela betrachtet, ist die Qualität des Fernsehens noch übler. Vor zwei Wochen brachte CNN International die Erstausstrahlung einer Doku-Reportage unter dem Titel "The Guardians of Chávez" (Die Beschützer von Chávez), in der das internationale Mediennetzwerk bewaffnete Gruppen, Kriminelle, Terroristen und paramilitärische Kräfte fälschlicherweise mit der venezolanischen Regierung in Verbindung brachte.

Am Montag, den 13. September, gerade einmal eineinhalb Wochen vor den bevorstehenden Parlamentswahlen in Venezuela, führte die Nachrichtensprecherin der Hauptsendezeit von CNN auf Spanisch, Patricia Janiot, ein Live-Interview mit einem aus Venezuela geflohenen Häftling, der erst zwei Jahre zuvor wegen Terrorismus vor Gericht gestanden und verurteilt worden war.

In eindeutigem Stil von Boulevardjournalismus sprach Janiot den flüchtigen Terroristen als "politischen Gefangenen" und von der Chávez-Regierung "verfolgten Studenten" an. Der entflohene Häftling, Raul Díaz Peña, war im Jahr 2008 in einem sich länger hinziehenden Verfahren für schuldig befunden worden, einer der beteiligten Täter an einem terroristischen Angriff mit C4-Sprengstoff gegen die Botschaften von Kolumbien und Spanien gewesen zu sein, der sich am 25. Februar 2003 in Caracas ereignet hatte.

Díaz Peña war am 5. September aus seiner venezolanischen Gefängniszelle geflohen und hatte es nach seiner Ankunft in einem Linienflugzeug auf dem Internationalen Flughafen von Miami trotz seines Status´ als verurteilter Terrorist und Justizflüchtling irgendwie geschafft, die USA zu betreten.

Nur eine Woche nach seiner Ankunft in den USA übertrug ihn CNN direkt zur Hauptsendezeit.

"Wie viele andere Studenten sitzen in Venezuela noch als politische Gefangene ein", fragte Janiot den Terroristen aus. "Wurden Sie gefoltert?", erkundigte sie sich mit besorgter Stimme. Am Ende des Interviews wünschte die Starjournalistin des US-Fernsehens dem flüchtigen Terroristen "viel Glück" und gratulierte ihm dafür, der "schrecklichen Diktatur" von Chávez entkommen zu sein.

Es ist ein Wunder, dass ein internationaler Fernsehverbund ein Live-Interview mit einem verurteilten, flüchtigen Terroristen führen und ihm in aller Öffentlichkeit "viel Glück" wünschen kann, ohne sich über irgendwelche Konsequenzen sorgen zu müssen. Aber diese Art von Ironie ist nur möglich, wenn es sich um die Behandlung von Venezuela in den US-Medien handelt.

Laut CNN sind im Falle Venezuelas Terroristen "politische Flüchtlinge" und Justizflüchtige "Einwanderer".

Zwei Tage nach dem offenkundig anstößigen CNN-Interview mit dem flüchtigen venezolanischen Terroristen Raul Díaz Peña, in dem Terror gegen Venezuela offen anerkannt und gebilligt wurde, brachte Fox News die Schlagzeile "Venezuela streicht ‘Terror Rundflüge’ nach Syrien und Iran".

In dem Bericht, der auch auf seiner Webseite erschien, behauptete der US-Sender, dass Venezuela neben Syrien und dem Iran eines "der weltweit terrorfreundlichsten Länder" sei.

In Bezug auf eine völlig legitime Flugroute der venezolanischen Fluglinie Conviasa zwischen Caracas, Damaskus und Teheran, stellte Fox die falsche Behauptung auf: "der Flug sollte gesetzwidrige, tödliche Frachtgüter wie Sprengstoffe und möglicherweise radioaktive Materialien befördern und Terroristen, Spionen, Waffenexperten, höheren iranischen Geheimdienstagenten und Mitgliedern sowohl der Hisbollah als auch der Hamas ein sicheres Transportmittel bieten".

Die Quelle? "Westliche Geheimdienste, Persönlichkeiten der venezolanischen Opposition und ein früher im Iran angesiedelter CIA-Spion". Das klingt überzeugend.

Der gefährliche und vorsätzlich falsche Bericht von Fox News, der versuchte, Venezuela mit dem internationalen Terrorismus in Verbindung zu bringen (ironischerweise genau zu dem Zeitpunkt, zu dem CNN venezolanische Terroristen willkommen heißt, bezichtigt Fox die venezolanische Regierung des Terrorismus), ging noch weiter, indem die venezolanische Regierung beschuldigt wurde, Terrorismus gegen die Vereinigten Staaten zu fördern:

"Reza Kahlili, das Pseudonym für einen Iraner, der – wie die CIA bestätigte – früher als Mitglied der iranischen Revolutionsgarden für die Vereinigten Staaten spioniert hat, sagte gegenüber FoxNews.com, dass diese ‘Sonderflüge zur Schaffung eines vom Iran beherrschten weltweiten Terrornetzes instrumentalisiert worden sind, das heute bis in die Vereinigten Staaten reicht.’ Er sagte, dass die Flüge zur Ausweitung der iranischen Anstrengungen dienten, eine Operationsbasis in der westlichen Hemisphäre zu schaffen".

Aber gleich nach dieser falschen Anschuldigung machte Fox News seinen eigenen Bericht unglaubwürdig, als eine erstrangige Quelle eingestand, keine belastbaren Beweise für diese Behauptung zu besitzen:

"Peter Brookes, ein ehemaliger Analyst des Verteidigungsministeriums und der CIA, der heutzutage bei der Heritage Foundation angestellt ist, sagte, es gebe einen stetigen Zustrom von Al-Quds-Offizieren der Iranischen Revolutionsgarden, die an Bord des Fluges nach Venezuela gebracht wurden und dort Positionen innerhalb des Geheimdienstes dieses lateinamerikanischen Landes übernahmen. ‘Wir können nicht genau sagen, was da vor sich geht, aber es ist auf jeden Fall geheim und geschieht im Verborgenen’, sagte er".

In der Schlussphase vor den Parlamentswahlen am 26. September nehmen die Medienangriffe gegen Venezuela weiter zu.

In der vergangenen Woche fasste der uruguayische Schriftsteller Eduardo Galeano in einem Interview mit der spanischen Tageszeitung El Pais die Kampagne gegen Venezuela wie folgt zusammen: "Es ist eine Dämonisierungsprozess gegen Chávez im Gange. (…) Es ist skandalös, dass heute in jeder Minute drei Millionen Dollar für militärische Angelegenheiten ausgegeben werden. Und dafür braucht man Feindbilder. Im Theater von Gut und Böse sind solche Konzepte von Zeit zu Zeit austauschbar, wie im Fall von Saddam Hussein, einem Heiligen des Westens, der zum Satan gemacht wurde".