Chile / Umwelt

Chile: Regierung verstößt gegen Artenschutz

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Im Visier von Regierung und Fischwirtschaft?
Im Visier von Regierung und Fischwirtschaft?

Hamburg/Santiago de Chile. Die chilenische Regierung verstößt mit Plänen zur Rettung der Zuchtlachsindustrie in Patagonien gegen das nationale Artenschutzgesetz. Um die kriselnde Lachzuchtindustrie in einem hochsensiblen Nationalpark an der südlichen Pazifikküste des Landes zu retten, sollen nach Informationen der deutschen Umweltschutzorganisation Rettet den Regenwald zukünftig die bisher durch Umweltgesetze geschützten Seelöwen zur Jagd freigegeben werden. Weil sich die Meeressäuger von Fisch, Muscheln und Krebsen ernähren, gebe man ihnen die Schuld an der schweren Krise der chilenischen Fischindustrie, erklärte Rettet den Regenwald.

Schuld an der Krise sei jedoch keineswegs eine "Robbenplage", sondern vielmehr die Fischerei-Industrie, die den Pazifik vor Chiles Küste über Jahrzehnte leergefischt habe, bemängelt die deutsche Nichtregierungsorganisation. Selbst die Sardellenschwärme, die Nahrungsgrundlage vieler Speisefische, landen in den Schleppnetzen der Fischmehlfabriken. Zermahlen dienen diese Millionen von Zuchtlachsen als billiges Kraftfutter. Die hochindustrialisierten Lachsfarmen seien durch selbst verursachte Wasserverschmutzung und dem aus Europa eingeschleppten Virus ISA (Infectious Salmon Anemia) nun selbstverschuldet in eine Krise geraten. Zehntausende Fischer und Arbeiter hätten zudem ihre Lebensgrundlage verloren.

Die Nichtregierungsorganisation wirft der Regierung zudem die gezielte Tarnung ihrer Pläne vor. So verstecke sich hinter dem "Managementplan für Seelöwen" ein wissenschaftlich nicht zu begründender Einschnitt in den Artenschutz. Der Präsident des chilenischen Senats habe deswegen klare Worte gefunden. "Die wahren Seelöwen, die unsere Küstenfischerei bedrohen, tragen Schlips und Kragen", sagte Guido Girardo von der sozialdemokratisch ausgerichteten Oppositionspartei PPD. Rettet den Regenwald ruft deshalb zu einer Protestaktion auf.