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Wikileaks: Stratfor spekuliert über Chávez-Nachfolge

Austin, Texas. Laut internen Dokumenten des texanischen Sicherheitsunternehmen Stratfor spekulieren Kreise, die den US-Geheimdiensten nahe stehen, über eine Nachfolge von Venezuelas Präsident Hugo Chávez. Dies legen jüngste Veröffentlichungen der Plattform Wikileaks nahe. In einer Mail, in der es um die Gesundheit des venezolanischen Präsidenten geht, wird die sogenannte Direktorin für Analyse von Stratfor über mögliche Nachfolge-Szenarien für Chávez nach Bekanntwerden von dessen Krebserkrankung unterrichtet.

Reva Bhalla, die bei Stratfor als Expertin unter anderem für Venezuela und den iranischen Einfluss in Lateinamerika arbeitet, sieht dabei den Außenminister Nicolás Maduro als einen potenziellen Kandidaten. Er sei ein "Lula-Kandidat", stehe demnach also dem ehemaligen brasilianischen Präsident Lula da Silva inhaltlich nahe. Maduro würde Venezuela "den USA öffnen", aber gleichzeitig die enge Bande mit den derzeitigen Verbündeten aufrecht erhalten. Außerdem gelte der derzeitige Außenminister als der "pragmatischste Vertreter" der aktuellen Regierung in Caracas. Stratfor identifiziert vier Staaten, die das Regime stützten: China, Kuba, Russland und der Iran.

Russland und China, die beide ein Interesse daran hätten, dass der "Chavismo" auch nach dem Tod des Staatsoberhauptes weiter bestehe, würden laut Stratfor auf die Maduro-Variante setzen. Moskau habe auch eine spezielle Task Force eingerichtet, um die Nachfolgeregelung an der Spitze des venezolanischen Staates zu managen.

Der enge venezolanische Verbündete Kuba setzt laut der Stratfor-Quelle auf den Bruder des aktuellen Präsidenten Adán Chávez, der jedoch keine so große Gefolgschaft wie Maduro habe. Der ein Jahr ältere Bruder von Hugo Chávez ist seit 2008 Gouverneur des Bundesstaates Barinas und war zuvor Bildungsminister. Kuba könnte nach diesen Spekulationen sowohl darauf setzen, dass Maduro die enge Kooperationen fortsetzt, würde jedoch angeblich nicht darauf vertrauen. Havanna hat von den internationalen Akteuren auf diesem Feld die beste Ausgangslage, heißt es in dem Dokument.

Die Qualität der Informationen wird jedoch gleich zu Beginn der veröffentlichten Email von einem Stratfor-Mitarbeiter selbst in Frage gestellt. Es könnte sich bei alldem nur um Gerüchte handeln, heißt es in dem Dokument. Die internen Informationen würden aus einer Quelle stammen, die in Venezuela mit Israel zusammenarbeitet. Alles in allem sind die Angaben deshalb Spekulationen, deren Validität auch Stratfor nicht überprüfen kann, auch wenn das Unternehmen nach eigener Aussage ähnliche Informationen auch von anderer Seite erhalten haben will.

Am Montag hatte das Enthüllungsportal Wikileaks damit begonnen, unter dem Titel "The Global Intelligence Files" interne Mails des texanischen Unternehmens zu veröffentlichen. Stratfor bietet vor allem Analysen, Berichte und Zukunftsprojektionen zur Geopolitik an.