Gewerkschafter in Kolumbien bedroht

Rechtsextreme Paramilitärs kündigen "Säuberungsoperationen" gegen Arbeiterverbände an. Gewalt forderte bereits Opfer

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Deutliche Worte: Eines der Flugblätter der Paramilitärs
Deutliche Worte: Eines der Flugblätter der Paramilitärs

Bogotá. Mehrere führende Funktionäre der kolumbianischen Lebensmittelgewerkschaft Sinaltrainal haben erneut Morddrohungen erhalten. In mehreren Flugblättern, die in der vergangenen Woche in der westkolumbianischen Stadt Bugalagrande verteilt wurden, kündigt der paramilitärische Verband "Aguilas Negras" (Schwarze Adler) "Säuberungsoperation in dem Departement Valle de Cauca" an. Die rechtsextreme Miliz will demnach gezielt gegen "Gewerkschafter und Linke des Polo Democrático (Linkspartei, d. Red)" vorgehen, unter anderem beim Lebensmittelkonzern Nestlé.

Einer der Bedrohten, Edgar Paez, internationaler Sekretär der Sinaltrainal, hat bereits mehrfach in Deutschland von der schwierigen Situation für die organisierten Kolleginnen und Kollegen in Kolumbien berichtet. In dem südamerikanischen Land werden seit Jahren die meisten Gewerkschafter weltweit ermordet. Gefährlich wird es offensichtlich immer dann, wenn sich Arbeitnehmerverbände konsequent dem Abbau von Arbeitsrechten entgegenstellen, die Politik transnationaler Konzerne in ihren Ländern kritisieren und Alternativen präsentieren.

In diesem Zusammenhang hatte Gewerkschaftssekretär Paez bei seinen Besuchen in Europa stets auch die Auseinandersetzungen bei den Lebensmittelunternehmen Coca Cola und Nestlé beschrieben, die nach seinen Schilderungen mehreren Kollegen der Sinaltrainal das Leben gekostet haben.

Einer der Ermordeten war Luciano Romero, der vor fünf Jahren, am 23. September 2005, von Paramilitärs entführt, gefoltert und getötet wurde. Er war von Nestlé entlassen worden, weil er an einem Streik teilgenommen haben soll, der tatsächlich nie stattgefunden hat. Allerdings hatte er die Präsenz von Paramilitärs in der Region und die arbeitsrechtlichen Verstöße von Nestlé angeprangert. Letztlich konnten Paramilitärs als Täter überführt werden.

Im Verfahren gegen Romeros Mörder wurden auch gegen Manager von Nestlé Ermittlungen angestellt, die noch zu keinem Ergebnis geführt haben. Dies, obwohl der bekannte paramilitärische Anführer, Salvatore Mancuso, bereits im Mai 2007 ausgesagt hatte, dass der Dachverband der rechten Milizen, AUC, von verschiedenen Unternehmen, darunter auch von Cicolac (Nestlé), finanziert wurde.

Der Fall Romero zeigt, dass die aktuellen Drohungen der paramilitärischen Banden ernst zu nehmen sind. Sie sind Reaktion auf einen Aktionstag am 17. September, den die Gewerkschaft Sinaltrainal zum Gedenken an Luciano Romero an allen Nestlé-Standorten Kolumbiens durchgeführt hat.