Antofagasta. In der weltgrößten Kupfermine Escondida im Norden Chiles ist nach drei Tagen ein Streik der Minenarbeiter vorläufig beendet worden.
Der australische Konzern BHP und die Gewerkschaft Nummer 1 (Sindicato Nº1), die die Bergarbeiter vertritt, haben nach eigenen Angaben eine Einigung erzielt, wonach die Beschäftigten einen einmaligen Bonus von 32.000 US-Dollar erhalten. Darüber hinaus bietet das Unternehmen zinsgünstige Darlehen bis zu 2.000 Dollar.
Verbesserungen seien unter anderem im Hinblick auf Krankenversicherung und Rentenvorsorge vereinbart worden. Auch sollen die Bildungsangebote für die Minenarbeiter und deren Kinder verbessert werden.
Die Gewerkschaft beendete den Streik vorübergehend, um das Verhandlungsergebnis ihren circa 2.400 Mitgliedern zu unterbreiten, wie Gewerkschaft und Unternehmen mitteilten. Im Falle der Zustimmung soll umgehend ein neuer Tarifvertrag unterzeichnet werden. Andernfalls werde es auch zukünftig weitere Streiks geben.
Große Teile der Beschäftigten hatten am vergangenen Dienstag die Arbeit niedergelegt, nachdem die Gewerkschaft die Verhandlungen für gescheitert erklärt hatte. Hauptstreitpunkt war die Forderung nach einer Gewinnbeteiligung der Beschäftigten von einem Prozent der jährlichen Dividende. Im laufenden Jahr hätte dies eine Zahlung von 35.000 bis 36.000 Dollar bedeutet. Die Unternehmensführung hatte im Vorfeld des Streiks lediglich 28.900 Dollar angeboten.
Am vergangenen Donnerstag hatte das Unternehmen noch mitgeteilt, dass es einen Notfallplan umgesetzt habe um die Auswirkungen des Streiks so gering wie möglich zu halten. Hierbei habe man auf Arbeitnehmer gesetzt, die sich nicht an den Streiks beteiligten. Trotz alledem wird geschätzt, dass das Unternehmen pro Streiktag zwischen 25 und 30 Millionen Dollar verloren hat.
Die Gewerkschaftsführung zeigte sich in einer Stellungnahme zufrieden mit dem Ergebnis. Das Hauptziel von einer Vergütung in Höhe von einem Prozent der Dividende habe man durch die Zahlung von verschiedenen Boni und der Gewährung der Darlehen nahezu erreicht. Dies sei eine historische Einigung, die auf Grundlage der „Einheit und gewerkschaftlichen Disziplin“ zustande gekommen sei.
Man sei zuversichtlich, dass die Mitglieder den Vorschlag annehmen. "Ich halte dies für den größten Sieg der Gewerkschaft in jüngster Zeit, was die Ergebnisse angeht", sagte Marco Lopez, ein Anwalt von Sindicato Nº1 gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. "Nicht nur wegen des wirtschaftlichen Teils, sondern auch wegen der substanziellen Verbesserungen bei historischen Forderungen, die wir vorher nicht erreichen konnten."
Die in der Atacama-Wüste im Norden Chiles gelegene Escondida-Mine ist der größte Kupferproduzent weltweit. Im vergangenen Jahr wurden dort 1,1 Millionen Tonnen des Edelmetalls abgebaut, das entspricht fast fünf Prozente des Weltangebots. In der ersten Jahreshälfte 2024 wurden nach Daten der staatlichen chilenischen Kupfer Kommission (Cochilco) 614.400 Tonnen abgegraben.
Entsprechende Auswirkungen hatte der Streik auf die Preise auf dem Weltmarkt. Am Donnerstag stieg der Preis an der Londoner Mettalbörse pro Tonne um 2,2 Prozent auf über 9.100 Dollar. Die Befürchtung war, dass bei einem länger anhaltenden Streik Versorgungsengpässe eintreten könnten. Dies hätte zu Folgeeffekten in zahlreichen Branchen geführt. Kupfer wird vielseitig eingesetzt und ist aus der Produktion und dem Baugewerbe kaum weg zu denken.
Nachdem das Ende des Streiks bekannt wurde, fielen die Preise in London zunächst um bis zu 1,1 Prozent, konnte zum Handelsende aber dennoch noch einen Wochengewinn von 2,8 Prozent verbuchen.
Nicht zum ersten Mal führten Streiks und Arbeitsniederlegungen in Escondida zu Produktionseinschnitten. 2017 kam es dort zum längsten Streik der Minenarbeiter in Chile. 44 Tage Ausstand hatten erhebliche wirtschaftliche Folgen. BHP verzeichnete Verluste von 740 Millionen Dollar, das chilenische Bruttoinlandsprodukt ging um 1,3 Prozent zurück und trieb die Kupferpreise weltweit in die Höhe. Schätzungen zufolge konnten mehr als 120.000 Tonnen nicht produziert werden.
Im August 2021 standen die Zeichen erneut auf Streik. Streitthema war auch damals bereits die Gewinnbeteiligung der Beschäftigten. Unter Einbeziehung des Bergbauministerium wurde damals ein neuer Tarifvertrag mit einer 36-monatigen Laufzeit abgeschlossen. Dieser war nunmehr ausgelaufen.