Kolumbien: Paramilitarismus in den Universitäten

Rektor mit paramilitärischen Verbindungen immer noch im Amt. Untersuchungen kommen nicht voran

dsc_0043.jpg

Eingang der UIS
Eingang der UIS

Bucaramanga, Kolumbien. Studierendenorganisationen in Kolumbien haben von der Staatsanwaltschaft erneut gefordert, die mutmaßlichen Verbindungen eines Hochschuldirektors mit paramilitärischen Gruppen aufzuklären. Jaime Alberto Camacho Pico, dem Rektor der technischen Universität im Bundesstaat Santander (UIS), wird vorgeworfen, an einem paramilitärischen Plan zur Ermordung linksgerichteter Studierender und Dozenten beteiligt gewesen zu sein.

Die Generalstaatsanwaltschaft ermittelt gegen Camacho bereits seit zwei Jahren wegen der vermuteten Mittäterschaft beim sogenannten Pistole Plan. Einer der Hauptbeweise für dieses Vorhaben ist ein publik gewordenes Telefonat Camachos mit einem Paramilitär mit dem Decknamen Felix im Jahr 2007. Die Tonaufnahme des Gesprächs gelangte im Jahr 2009 an die Medien und wurde zum Skandal.

Der Oppositionsabgeordnete Iván Cepeda beklagt nun, dass der Hochschulrektor dennoch nicht seines Postens enthoben wurde. Die damalige Bildungsministerin bestätigte Camacho in seinem Amt mit der Begründung, dass der ganze Fall "konstruiert sei".

Allerdings ist Camacho nicht das einzige Mitglied des Hochschulrats mit dubiosen Verbindungen. Der Ex-Vorsitzende des Gremiums, Oberst Hugo Aguilera, ist vor zehn Tagen wegen seiner Verbindungen zum Paramilitarismus verhaftet worden. Die Studentenorganisationen fordern, dass auch die Rolle von Aguilera im "Pistole Plan" untersucht wird.

Seit dem Gespräch zwischen Camacho und dem Paramilitär Félix haben mehr als 50 Studenten, Dozenten und Mitglieder der Gewerkschaft der UIS von paramilitärischen Gruppen Morddrohungen erhalten. Camacho bleibt Rektor, während Studentenaktivisten in den letzten Wochen der Universität verwiesen wurden.

Die Verfolgung aktiver, kritischer Mitglieder der Hochschulgemeinschaft ist parallel zur Ausbreitung des Paramilitarismus in mehreren Bundesländer Kolumbiens zu beobachten. So wurden Anfang des letzten Jahrzehnts rund 50 Mitglieder der Universität Córdoba ermordet. Auch der Rektor der Universität Atlántico kooperierte mit Paramilitärs, um gewaltsam gegen kritische Studierende vorzugehen. Im Jahr 2008 wurde der Studentenrat der Universidad Nacional von der ehemaligen Leiterin des Sicherheitsdiensts als Organ der FARC-Guerilla stigmatisiert. Viele Dozenten und Studenten dieser Hochschule sind seitdem von paramilitärischen Gruppen zu "militärischen Zielen" erklärt worden.