Amerikas

Gegen die Teilung Boliviens

Aufruf der sozialen Bewegungen aus dem Departement Santa Cruz

Santa Cruz. Mit der Zuspitzung des innenpolitischen Konfliktes in Bolivien wächst auch wieder die Gefahr separatistischer Bestrebungen. Besonders rechtsgerichtete Gruppierungen der Departements im östlichen Tiefland, darunter Santa Cruz, drängen auf eine weitreichende Autonomie von der Zentralregierung - bis hin zur Forderung nach einer territorialen Abspaltung. Der Hintergrund ist simpel: In den östlichen Regionen des Andenstaates befinden sich die meisten Erdöl- und Erdgasreserven.

Nun haben sich erstmals soziale Organisationen des Departements Santa Cruz zu Wort gemeldet. Sie wenden sich entschieden gegen die regierungsfeindlichen und separatistischen Bestrebungen. Amerika21.de dokumentiert ihre Erklärung.

Wir danken Klaus E. Lehmann für die Übersetzung.


An die nationale und internationale Öffentlichkeit:

In Erwägung

  • der der sozialen Krise, in die uns die engstirnigen Bestrebungen von Macht- und Interessengruppen geführt hat, die unter Anwendung manipulierter Argumente die soziale Konfrontation unter Bolivianerinnen und Bolivianern heraufbeschworen und auf diese Weise den bolivianischen Familien Trauer und Schmerz zugefügt haben, und die dies in dem alleinigen Bestreben tun, ihre wirtschaftlichen und politischen Interessen zu verteidigen und dabei versuchen, den verfassungsgebenden Prozess zum Scheitern zu bringen, der Errungenschaft und Erfordernis des bolivianischen Volkes ist;
  • dass die allgemeine Zustimmung zur neuen politischen Staatsverfassung durch neun Bürgergruppierungen und politische Parteien einen historischen Fortschritt im verfassungsgebenden Prozess bedeutet, auf den wir alle, Bolivianerinnen und Bolivianer, gesetzt haben, die wir strukturelle und demokratische Veränderungen anstreben, die die Rechte aller ohne Unterschied von Klassen- oder Kulturzugehörigkeit in Betracht ziehen sollen;
  • dass das Komitee Pro Santa Cruz, einige Unternehmer und die Gemeinderegierung zu den übelsten Feinden der Demokratie geworden sind, die sich die Vertretung aller Einwohner von Santa Cruz anmaßen, ihre Interessen vermittels des örtlichen Jugendverbandes gewaltsam durchsetzen und diese dabei so darstellen, als handele es sich um die Forderungen der Bevölkerung von Santa Cruz;

Beschließen wir, die städtischen und ländlichen sozialen Gruppen des Bezirkes, die wir im Großen Haus der Indigenen Völker von Santa Cruz (Casa Grande de los Pueblo Indígenas de Santa Cruz, CPESC) versammelt sind, auf Grund der obigen Ausführungen:

Erstens: Wir weisen die Beschlüsse der angeblichen Versammlung der Bürgerschaft von Santa Cruz, die am Montag, den 26. November abgehalten wurde, vollständig zurück und verweigern ihre Anerkennung, da diese der Rechtmäßigkeit und Gesetzmäßigkeit entbehrt.

Zweitens: Wir weisen kategorisch die Teilungsversuche zurück, die mittels eines unrechtmäßigen und ungesetzlichen Autonomiestatutes unternommen werden, das durch Macht- und Interessenzirkel protegiert wird, die sich dem Prozess des Wandels entgegen stellen, den unser Land gegenwärtig durchlebt.

Drittens: Wir beklagen vor unserem Land und vor der Internationalen Gemeinschaft, dass die mit Unternehmerkreisen, dem Bürgerkomitee, der Präfektur und den traditionellen politischen Parteien verbundenen Macht- und Interessengruppen einen Plan zur sozialen Erschütterung und Destabilisierung voran treiben, um eine Gewaltspirale in Gang zu setzen, welche die Demokratie aushöhlen und den Rechtsstaat brechen soll, indem sie unter Verletzung der Menschenrechte ihre faktische Autonomie verkünden.

Viertens: Wir übernehmen die Verantwortung für die Verteidigung der neuen Verfassung, wie sie im großen und ganzen von den patriotischen Teilnehmerinnen und Teilnehmern der verfassunggebenden Versammlung, die verschiedenen staatsbürgerlichen Gruppierungen und politischen Parteien angehören, verabschiedet worden ist, und wir werden in unserem Kampf nicht nachlassen bis zu ihrer vollständigen Annahme durch den Souverän.

Fünftens. Als städtische und ländliche soziale Organisationen des Bezirks von Santa Cruz, erklären wir für uns zum Zwecke der unnachgiebigen Verteidigung unserer historischen Forderungen den Ausnahmezustand und den permanenten Zustand der Mobilisierung.

Beschlossen am 27. November des Jahres 2007

FÜR DIE EINHEIT DES BOLIVIANISCHEN VOLKES! FÜR DIE RECHTE DER INDIGENEN VÖLKER! FÜR DIE RECHTE DER GROSSEN MEHRHEITEN!

  • CEPESC, Dachverband der Ethnischen Dorfgemeinden von Santa Cruz
  • CIDOB, Konföderation der Indigenen Dorfgemeinden des Bolivianischen Ostens
  • MST-SC, Bewegung der Landlosen von Santa Cruz
  • FSUTCAT-SC, Einheitsgewerkschaftliche Föderation der Landarbeiter von Apiaguiqui Tumpa, Santa Cruz
  • CDTAC, Zentrale der Bäuerlichen Lohnarbeiter
  • ZONA CRUZ, Guaraníbehörde für die Zone Santa Cruz
  • OICH, Idigene Organisation Chiquitana
  • CANOB, Ayoreisches Heimatzentrum von Ostbolivien
  • CIPYM, Indigener Rat des Yuracare-Mojeño-Volkes
  • COD, Bezirksarbeiterzentrale
  • FEJUVE, Föderation der Nachbarschaftsräte
  • Die Städtische Lehrerschaft
  • Vereinigung der Nachbarschaftsräte und Sozialorganisationen der Vorstädte
  • Provinz Andrés Ibañes
  • Vereinigung der Kleinhandwerker
  • Arbeiter der Nationalen Telefongesellschaft
  • Plattform gegen die Gewalt gegen Frauen
  • Alternativer Sozialtreff
  • Solidaritätsbewegung mit Cuba
  • Kollektiv Rebellion
  • Organisation Moralische Reserve
  • Schule für Neues Denken
  • Interinstitutioneller Dachverband zur Verteidigung der Rechte
  • Stiftung Jope
  • Gewerkschaftsföderation der Siedler von Santa Cruz
  • Bezirksföderation der Bäuerinnen von Santa Cruz
  • Volksparlament