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VIPs für Venezuela

Nach der Hollywood-Dissidenz schaute nun auch Naomi Campbell bei Hugo Chávez vorbei

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VIPs für Venezuela
Staatschef und Starmodell: Chávez und Campbell in Caracas

Caracas/Hollywood. Washington führt Krieg - und Hollywood macht mit. Die Kollaboration der US-amerikanischen Filmindustrie mit dem Verteidigungs- und Außenministerium nahm in den 1940er Jahren im gemeinsamen Kampf gegen die Nazis seinen Anfang. Wenige Jahre später begann der Kalte Krieg und beendete Hollywoods Unschuld. "Militainment" heißt das Genre, das die aggressive Außenpolitik seither auf der Leinwand legitimiert.

Doch je größer die Desaster der Regierung von George W. Bush im Irak und in Afghanistan werden, desto offener treten die Dissidenten auf - und reisen bis Venezuela. In diesem Jahr empfing Präsident Hugo Chávez schon die Hollywood-Schauspieler Sean Penn ("Mystic River") und Kevin Spacy ("American Beauty"). Danny Glover ("Leathal Weapon") dreht einen Film über den haitianischen Nationalhelden François-Dominique Toussaint und wird dabei vom venezolanischen Kulturministerium unterstützt.

Am Dienstag nun empfing Chávez im Präsidentenpalast Miraflores das britische Model Naomi Campbell. Auf die politischen Fragen von Journalisten antwortete zwar auch sie nicht. Bei einem Besuch im brasilianischen São Paolo hatte Campbell aber jüngst ihren "Hass" auf den US-Präsidenten George W. Bush bekräftigt. Für ein Model, das sonst durch Angriffe auf Haushälterinnen und mitreisende Fluggäste von sich reden macht, war das ein durchaus glaubwürdiges Statement.

Bei der Allianz zwischen VIPs und Venezuela geht es natürlich aber um mehr als Glammer. In einer Pressekonferenz mit Kevin Spacey hatte Chávez im September die "imperiozentristische" Filmindustrie der USA kritisiert. Von ihr würde ein kulturelles Ungleichgewicht reproduziert, das den amerikanischen Kontinent seit Kolonialzeiten bestimme. Der Aufbau des multinationalen TV-Kanals Telesur oder einer eigenen nationalen Filmproduktion in Venezuela soll dieses Verhältnis verändern.

Das Interesse von Schauspielern und anderen Prominenten an all dem ist kein Novum. Nach der kubanischen Revolution war Havanna Treffpunkt von progressiven Intellektuellen und Stars aus aller Welt, von Sartre bis Hemingway. Ein solches Bündnis scheint sich nun in Caracas neu zu bilden. Irgendwie ist die Revolution ja auch sexy. Mit oder ohne Naomi Campbell.


Den Originaltext finden Sie hier.

Wie venezuela Aktuell berichtet, zeigte sich Campbell "beeindruckt" von den sozialen Programmen in Venezuela.